
Die Gemeinschaftsdiagnose zur Konjunkturentwicklung wird bald von allen fünf großen Wirtschaftsinstituten der Bundesrepublik erstellt. Das Wirtschaftsministerium (BMWi) erteilte den Zuschlag für die regelmäßigen Analysen im Frühjahr und Herbst an drei Forschungsgemeinschaften (ifo-Institut mit Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung mit Österreichischem Institut für Wirtschaftsforschung, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung mit dem Institut für Höhere Studien) sowie das Institut für Weltwirtschaft aus Kiel und das Institut für Wirtschaftsforschung aus Halle.
Verschiedene Vertragslaufzeiten
Ursprünglich hatte das BMWi die Gemeinschaftsdiagnose für maximal vier Teilnehmer ausgeschrieben. Außerdem sollten die Verträge künftig vier statt bislang drei Jahre laufen, sich dafür aber überlappen. An diesem Plan hat das BMWi festgehalten. So sind das die Institute aus Essen und Kiel für jeweils vier Jahre dabei, das DIW aus Berlin sowie das Münchner ifo-Institut bekommen Verträge für vorerst zwei Jahre.
In der Gemeinschaftsdiagnose prognostizieren die Institute eine einstimmige Konjunkturentwicklung für Deutschland und geben wirtschaftspolitische Empfehlungen ab.
Konjunkturindikatoren
Der vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) herausgegebene Index beruht auf der Befragung von 350 Analysten und Finanzmarktexperten. Sie geben dabei ihre Einschätzung über die künftige Wirtschaftsentwicklung ab. Der Index zur mittelfristigen Konjunkturentwicklung ergibt sich aus der Differenz der positiven und negativen Erwartungen über die künftige Wirtschaftsentwicklung. Er wird zur Monatsmitte erhoben.
Der international beachtete Index basiert auf einer Befragung von etwa 7000 Unternehmen aus Bau, Einzelhandel und Industrie. In einem Fragebogen beurteilen sie ihre gegenwärtige Geschäftslage sowie die Erwartungen für die Zukunft. Beide werden im Geschäftsklima zusammengefasst. Der Index ergibt sich aus dem Saldo der Antworten „gut“ und „schlecht“.
Wird von der britischen Forschergruppe Markit erhoben. Er beruht für Deutschland auf Umfragen unter Einkaufsmanagern von 500 repräsentativ ausgewählten deutschen Industrieunternehmen. Bestandteile des Index sind Auftragseingänge, Preise und Beschäftigung. Der Index hat einen relativ kurzen Vorlauf gegenüber der Produktion.
Umfasst den Bargeldumlauf und die Sichteineinlagen, wie zum Beispiel Sparbücher. Da die in M1 enthaltenen Bestandteile direkt für Transaktionen zur Verfügung stehen, deutet ein Anstieg darauf hin, dass die Kaufbereitschaft der Konsumenten und Unternehmen steigt. Der Indikator hat einen Vorlauf von zwei bis drei Quartalen.
Der BDI ist ein Preisindex für die Verschiffungskosten wichtiger Rohstoffe wie Stahl, Eisenerz, Kohle und Getreide auf Standardrouten. Er wird durch das Angebot an frei stehendem Schiffsladeraum und die Hafenkapazitäten beeinflusst. Da Rohstoffe als Vorprodukte am Anfang der Wertschöpfungskette stehen, ist der BDI ein guter Frühindikator für die Weltkonjunktur.
Der Index des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK prognostiziert die Veränderung der monatlichen privaten Konsumausgaben. Hierfür werden 2000 repräsentativ ausgewählte Personen nach ihren Einkommens- und Konjunkturerwartungen befragt.
Für die Institute bedeutet die Teilnahme Anerkennung und Geld. Die Bundesregierung nutzt die Analyse für eigene Prognosen.
In den vergangenen Jahren gab es zwischen den fünf großen Instituten in Deutschland einen Wettbewerb. Das Institut für Weltwirtschaft aus Kiel etwa war in der vergangenen Periode nicht dabei.