Lebensunterhalt Nur jeder Zweite lebt vor allem von seiner Arbeit

Bauarbeiter geht auf der Baustelle der Elbphilharmonie: Gerade Niedriglöhner sind oft auf andere Einkünfte angewiesen Quelle: dpa

Die meisten Menschen arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Tatsächlich ist jedoch nur bei knapp der Hälfte der Deutschen ihre Arbeit die Haupteinnahmequelle, wie eine neue Statistik zeigt.

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Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist auf einem Rekordtief: Die Erwerbslosenquote liegt gerade einmal bei drei Prozent. Dennoch bestreitet weniger als die Hälfte der Deutschen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich durch ihre eigene Erwerbstätigkeit. Das zeigen neue Daten des Statistischen Bundesamtes.

Für die Untersuchung hat das Bundesamt Daten des Mikrozensus 2018 ausgewertet. Demnach war voriges Jahr für 47 Prozent des Deutschen ihre eigene Arbeit die Haupteinkommensquelle. Knapp jeder Vierte lebt vor allem von den Einkünften von Angehörigen, also etwa seinem Partner oder seinen Eltern.

Mit 22 Prozent ebenfalls knapp ein Viertel der Deutschen lebt hauptsächlich von Rente oder Pension, sieben Prozent von staatlichen Leistungen wie Arbeitslosengeld, Grundsicherung im Alter oder Elterngeld. Immerhin ein Prozent der Deutschen kann es sich leisten, überwiegend vom eigenen Vermögen zu leben, sei es in Form von Zinserträgen oder Mieteinnahmen.

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von Bert Losse

Dabei gibt es deutliche regionale Unterschiede: Während in Bayern über 49 Prozent der Menschen vor allem von eigener Arbeit leben, sind es in Bremen nur 44 Prozent.

Rente und Pension wiederum sind vor allem in den alternden neuen Bundesländern eine wichtige Einkommensquelle. So leben in Sachsen-Anhalt 30 Prozent der Menschen primär von den Altersbezügen. In Hamburg hingegen sind es nur knapp 19 Prozent.

Auch bei den Einkünften Angehöriger gibt es große regionale Unterschiede. So leben in den wirtschaftlich starken und zugleich konservativen Flächenstaaten Baden-Württemberg und Bayern 27 beziehungsweise 26 Prozent der Menschen von den Einkünften ihrer Partner oder Eltern.

In Ostdeutschland liegt dieser Wert fast flächendeckend unter 20 Prozent: In Brandenburg, Sachsen und Thüringen sind es je 18 Prozent, in Sachsen-Anhalt gar nur 16 Prozent.

Dabei sind heute deutlich weniger Menschen von Partner oder Eltern abhängig als noch im Jahr 2000. Damals finanzierten nur 41 Prozent der Deutschen ihr Leben vor allem durch eigene Arbeit. Immerhin 30 Prozent waren von den Einkünften ihrer Angehörigen abhängig.

Der Grund ist, dass heute mehr Menschen arbeiten als noch vor 19 Jahren, darunter vor allem Frauen. Insofern schlägt sich die Rekordbeschäftigung also doch nieder. Viele der neu aufgenommenen Jobs sind jedoch im Niedriglohnsektor oder in Teilzeit – und die neuen Arbeitnehmer damit im Zweifel immer noch abhängig vom Einkommen ihres Partners.

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