Geballte Wirtschaftskraft hat ein Problem: Sie macht Krach, verstopft die Straßen, und Platz für Natur bleibt auch nicht. Und so ist das Leben nicht unbedingt an den Orten am lebenswertesten, wo wirtschaftliche Werte geschaffen werden – sondern dort, wo man verdientes Geld und Freizeit am genussvollsten durchbringen kann.
Uni-Städte mit der höchsten Lebensqualität
Lebensqualität, von den IW-Forschern reichlich statisch als „Infrastruktur“ bezeichnet, findet sich in Deutschland vor allem in Mittelstädten, bevorzugt mit viel akademischem Milieu. An der Spitze stehen allesamt Universitätsstädte; Freiburg vor Münster, wenig später folgen Orte wie Karlsruhe, Bonn oder Oldenburg.
Die Städte, die in dieser Wertung vorne liegen, verdanken das dem Zusammenspiel von guter Verkehrsanbindung, Versorgung in den Bereichen Kultur, Bildung und Gesundheit, attraktiven Wohnlagen und viel Grün. So wird die Zufriedenheit mit der Schulversorgung abgefragt, zur Beurteilung des Gesundheitssystems wird die Abdeckung mit Krankenhausbetten und die Ärztedichte gemessen. Um den Freizeitwert zu messen, wird der Anteil naturnaher Flächen erhoben, erfragt wird die Zufriedenheit mit dem Angebot an Kultur und Freizeiteinrichtungen.
Nordrhein-Westfalen schneidet schlecht ab
So entsteht das neue Bild einer Städtelandschaft, in der sich der Standard des Lebens zum Teil stark unterscheidet.
Beispiel Kita-Betreuung: Der zuletzt arg in die Kritik geratene Fortgang des Ausbaus ist in Freiburg so weit fortgeschritten wie in keiner anderen westdeutschen Stadt, bereits für 28,8 Prozent der Ein- bis Dreijährigen steht ein Platz zur Verfügung. Ganz vorne stehen aber die historisch schon gut versorgten ostdeutschen Städte, allen voran Rostock mit einer Quote von fast 55 Prozent.
Der Osten schneidet erstaunlich gut ab
Im Gegensatz dazu sieht die Betreuungsquote von 24,4 Prozent in Münster zwar mickrig aus, für den ersten Platz im Vergleich mit den anderen Kommunen in Nordrhein-Westfalen reicht das jedoch immer noch locker. Vor dem Schlusslicht Duisburg (8,5 Prozent) liegen ohne Unterbrechung zwölf Städte aus NRW, bevor auf Rang 37 mit Ludwigshafen die schlechteste Kommune aus einem anderen Bundesland folgt.
Münster und Freiburg erhalten auch von den ansässigen Unternehmen sehr gute Zeugnisse ausgestellt, was die Versorgung in den Bereichen Bildung, Kultur und Versorgung angeht. So gaben 71 der 80 je Standort befragten Unternehmen in Freiburg an, mit der Verkehrsanbindung zufrieden zu sein. In dieser Kategorie landen ansonsten die Metropolen Berlin, Frankfurt und München auf den vorderen Plätzen. Erstaunlich unzufrieden sind sie hingegen in Hamburg (Platz 30), Düsseldorf (31), Stuttgart (38) – vor allem aber am Knotenpunkt Köln (44): Weniger als zwei Drittel der Unternehmen äußern sich hier positiv über die öffentliche Verkehrsinfrastruktur.
Insgesamt schneiden viele ostdeutsche Städte bei der Bewertung der Lebensqualität deutlich besser ab, als es die Gesamtergebnisse vermuten lassen. Magdeburg auf Platz fünf, Halle (7) und Rostock (10) profitieren dabei von den Investitionen der vergangenen 20 Jahre und den verhältnismäßig erfolgreichen Bildungssystemen.