Lebenswerte Städte Immer ein Grünstreifen in Reichweite

Viel Kultur, wenig Verkehr, gute Schulen und viele Erholungsflächen: Freiburg ist die statistisch schönste Stadt des Landes.

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Freiburg Quelle: dpa

Geballte Wirtschaftskraft hat ein Problem: Sie macht Krach, verstopft die Straßen, und Platz für Natur bleibt auch nicht. Und so ist das Leben nicht unbedingt an den Orten am lebenswertesten, wo wirtschaftliche Werte geschaffen werden – sondern dort, wo man verdientes Geld und Freizeit am genussvollsten durchbringen kann.

Uni-Städte mit der höchsten Lebensqualität

Lebensqualität, von den IW-Forschern reichlich statisch als „Infrastruktur“ bezeichnet, findet sich in Deutschland vor allem in Mittelstädten, bevorzugt mit viel akademischem Milieu. An der Spitze stehen allesamt Universitätsstädte; Freiburg vor Münster, wenig später folgen Orte wie Karlsruhe, Bonn oder Oldenburg.

Hier lebt es sich am besten
Rang 10, Rostock: Die Ostseestadt mit ihren knapp mehr als 200.000 Einwohnern liegt in Sachen Kleinkinder-Betreuung ganz vorne: 54,9 Prozent der Unter-Dreijährigen besuchen eine Kindertagesstätte, Rang 1 im Städteranking 2011. An der Ostsee gibt es zudem zahlreiche Möglichkeiten, sich zu erholen – Rostock landet im Ranking der lebenswertesten Städte Deutschlands auf Rang 10. Quelle: Fotolia
Rang 9, Oldenburg: Als einzige norddeutsche Stadt schafft es Oldenburg in die Top 10. Sie kann bei ihren Bürgern u.a. mit einer guten Verkehrsinfrastruktur punkten. So ist die Innenstadt von einem Autobahnring umgeben, an dem die A28 sowie die A29 angeschlossen sind. Seit Mitte 2010 ist die Stadt zudem an das Netz der S-Bahn Bremen angebunden. 77,5 Prozent der Bürger sind mit der Infrastruktur in Oldenburg zufrieden. Quelle: Fotolia
Rang 8, Bonn: Die ehemalige Hauptstadt besitzt mit dem Freizeitpark Rheinaue einen 160 Hektar großen Landschaftspark. Daneben gibt es mehrere kleine Parkanlagen und Erholungsmöglichkeiten. Bonn ist an die Autobahnen 59, 555, 562 und 565 angeschlossen und liegt nur rund 15 Kilometer vom Flughafen Köln/ Bonn entfernt. Quelle: dapd
Rang 7, Halle (Saale): Die gut 230.000 Einwohner der sachsen-anhaltinischen Stadt können auf ein breites Kita-Angebot zurückgreifen. 49,8 Prozent der Kleinkinder besuchen eine Kindertagesstätte. Die Betreuungsquote der Unter-Dreijährigen ist damit nur in zwei deutschen Großstädten höher. Auch deshalb ist Halle an der Saale die Stadt mit der siebtgrößten Lebensqualität. Quelle: dpa
Rang 6, München: Der Sieger des Gesamtrankings punktet auch in Sachen Lebensqualität. Ein Großteil der Münchner ist mit der Verkehrsinfrastruktur zufrieden (83,8 Prozent, Rang 7), eine Mehrheit der Bürger in der Landeshauptstadt auch mit der Ausstattung von Schulen und Berufsschulen (54,2 Prozent, Rang 7). Quelle: dpa
Rang 5, Magdeburg: Knapp 90 Kilometer und nur zwei Plätze im Ranking auseinander liegen Magdeburg und Halle (Saale). Beide Städte ähneln sich: Sie liegen in Sachsen-Anhalt, haben jeweils gut 230.000 Einwohner – und können eine gute Infrastruktur aufweisen. Magdeburg punktet vor allem in Sachen Kinderbetreuung. 52,9 Prozent der Unter-Dreijährigen gehen in die Kita. Damit liegt Magdeburg im Deutschlandvergleich auf Rang 2, knapp hinter Rostock. Quelle: dpa
Rang 4, Karlsruhe: In der drittgrößten Stadt Baden-Württembergs leben knapp unter 300.000 Menschen. Auch wenn die Stadt in Sachen Kinderbetreuung nur leicht überdurchschnittlich ist (Rang 17), punktet Karlsruhe in Sachen Lebensqualität. Großes Plus: Ein Großteil der Bürger lobt die Bildungsinfrastruktur. 71,6 Prozent sind mit der Ausstattung der Schulen und Berufsschulen vor Ort zufrieden, nirgendwo ist die Quote der Positivantworten höher. Quelle: dpa

Die Städte, die in dieser Wertung vorne liegen, verdanken das dem Zusammenspiel von guter Verkehrsanbindung, Versorgung in den Bereichen Kultur, Bildung und Gesundheit, attraktiven Wohnlagen und viel Grün. So wird die Zufriedenheit mit der Schulversorgung abgefragt, zur Beurteilung des Gesundheitssystems wird die Abdeckung mit Krankenhausbetten und die Ärztedichte gemessen. Um den Freizeitwert zu messen, wird der Anteil naturnaher Flächen erhoben, erfragt wird die Zufriedenheit mit dem Angebot an Kultur und Freizeiteinrichtungen.

Nordrhein-Westfalen schneidet schlecht ab

Berlin Alexanderplatz Quelle: AP

So entsteht das neue Bild einer Städtelandschaft, in der sich der Standard des Lebens zum Teil stark unterscheidet.
Beispiel Kita-Betreuung: Der zuletzt arg in die Kritik geratene Fortgang des Ausbaus ist in Freiburg so weit fortgeschritten wie in keiner anderen westdeutschen Stadt, bereits für 28,8 Prozent der Ein- bis Dreijährigen steht ein Platz zur Verfügung. Ganz vorne stehen aber die historisch schon gut versorgten ostdeutschen Städte, allen voran Rostock mit einer Quote von fast 55 Prozent.

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Der Osten schneidet erstaunlich gut ab

Im Gegensatz dazu sieht die Betreuungsquote von 24,4 Prozent in Münster zwar mickrig aus, für den ersten Platz im Vergleich mit den anderen Kommunen in Nordrhein-Westfalen reicht das jedoch immer noch locker. Vor dem Schlusslicht Duisburg (8,5 Prozent) liegen ohne Unterbrechung zwölf Städte aus NRW, bevor auf Rang 37 mit Ludwigshafen die schlechteste Kommune aus einem anderen Bundesland folgt.

Die besten Städte für Akademiker
Rang 10, Nürnberg: In der bayerischen Stadt arbeitet jeder dritte Meinungsforscher Deutschlands. Außerdem ist Nürnberg ein Zentrum der Informations- und Kommunikationsindustrie, sowie in den Bereichen Verkehr und Logistik. Erfreulich: In Nürnberg steigt die Zahl der Unternehmen. Das Gewerbesaldo – also die Zahl der Gewerbeanmeldungen minus der Zahl der -abmeldungen – liegt bei 3,2 je 1.000 Einwohner. Das bedeutet Rang 6 im Städteranking. Auch die Ingenieursdichte (4,1 Ingenieure je 1000 Einwohner, Rang 11) und das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner (45.602 Euro, Rang 12) sind überdurchschnittlich. In der Rangliste "Die besten Städte für Akademiker" landet Nürnberg auf Rang 10. Quelle: dpa
Rang 9, Mannheim: 53.275 Euro erwirtschaftet im Durchschnitt jeder Mannheimer pro Jahr. Damit liegt Mannheim im Städtevergleich auf Rang 7. Darüber hinaus hat Mannheim die neunthöchste Ingenieursdichte Deutschlands. Insgesamt springt für die Universitätsstadt Rang 9 heraus. Quelle: PR Stadt Mannheim
Rang 8, Wiesbaden: Knapp ein Drittel (30,5 Prozent) aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Wiesbaden arbeitet in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen. Das ist der zehntbeste Wert im Deutschland-Vergleich. Das liegt zum einen an dem hohen Verwaltungsanteil als Landeshauptstadt Wiesbadens. Darüber hinaus sind aber auch die „R+V Versicherung“, die „Nassauische Sparkasse“ (Naspa) und die „SV SparkassenVersicherung“ große Arbeitgeber. Insgesamt erwirtschaftet jeder Wiesbadener im Jahr ein BIP in Höhe von 48.737 Euro (Rang 9). Quelle: dpa
Rang 7, Hamburg: Die Hansestadt boomt. Bestes Beispiel ist das Gewerbesaldo. Die Zahl der Gewerbeanmeldung minus der Zahl der -abmeldung liegt bei 4,6 je 1000 Einwohner. In keiner anderen deutschen Stadt ist der Wert höher. Auch beim BIP je Einwohner (49.327 Euro, Rang 8), der Ingenieursdichte (3,4, Rang 14) sowie beim Anteil der Beschäftigten in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen (28,0 Prozent, Rang 13) liegt Hamburg über dem Durchschnitt.    Quelle: dpa
Rang 6, Ludwigshafen: Die BASF-Stadt hat die zweitgrößte Ingenieursdichte in Deutschland. Auf 1000 Einwohner kommen 6,4 Ingenieure. Darüber hinaus punktet Ludwigshafen mit dem drittgrößten BIP je Einwohner (56.510 Euro). Quelle: dpa
Rang 5, Karlsruhe: Keinen Spitzenplatz, aber durch die Bank überdurchschnittlich: Karlsruhe weist das sechstgrößte BIP je Einwohner auf (54.072 Euro) und die fünfhöchste Ingenieursdichte (4,9 Ingenieure je 1000 Einwohner). Zudem arbeiten über 30 Prozent der Arbeitnehmer in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen, Rang 9. Quelle: dapd
Rang 4, Düsseldorf: Die Rheinmetropole gilt als „Schreibtisch Nordrhein-Westfalens“. 16 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SVB) haben einen FH- oder Hochschulabschluss, 32,7 Prozent der SVB arbeiten in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen. Das BIP je Einwohner beträgt 73.766 Euro – der zweithöchste Wert Deutschlands. Quelle: dpa

Münster und Freiburg erhalten auch von den ansässigen Unternehmen sehr gute Zeugnisse ausgestellt, was die Versorgung in den Bereichen Bildung, Kultur und Versorgung angeht. So gaben 71 der 80 je Standort befragten Unternehmen in Freiburg an, mit der Verkehrsanbindung zufrieden zu sein. In dieser Kategorie landen ansonsten die Metropolen Berlin, Frankfurt und München auf den vorderen Plätzen. Erstaunlich unzufrieden sind sie hingegen in Hamburg (Platz 30), Düsseldorf (31), Stuttgart (38) – vor allem aber am Knotenpunkt Köln (44): Weniger als zwei Drittel der Unternehmen äußern sich hier positiv über die öffentliche Verkehrsinfrastruktur.
Insgesamt schneiden viele ostdeutsche Städte bei der Bewertung der Lebensqualität deutlich besser ab, als es die Gesamtergebnisse vermuten lassen. Magdeburg auf Platz fünf, Halle (7) und Rostock (10) profitieren dabei von den Investitionen der vergangenen 20 Jahre und den verhältnismäßig erfolgreichen Bildungssystemen.

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