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Markit-Umfrage Euro-Industrie immer tiefer im Abwärtsstrudel

Die Euro-Schuldenkrise schlägt zunehmend auf die Realwirtschaft durch. Das belegt eine Umfrage unter Unternehmen in der Euro-Zone. Und der Abwärtstrend trifft nun auch die deutsche Industrie mit voller Wucht.

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Ein Arbeiter reinigt eine Antriebswelle aus Carbon. Quelle: dpa

Berlin Die Geschäfte der Industrie in der Euro-Zone sind im November so stark geschrumpft wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex sank um 0,7 auf 46,4 Zähler, teilte das Markit-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage unter 3000 Unternehmen mit. Mit dem vierten Rückgang in Folge fiel das Barometer auf den niedrigsten Stand seit Juli 2009. Die Lage sei „miserabel“, sagte Markit-Ökonom Ron Dobson.

Die Talfahrt beschleunigte sich in allen Ländern - mit Ausnahme Italiens und Griechenlands, die jedoch weiter die Schlusslichter bilden. „Dass die Produktion erstmals seit Mitte 2009 in allen von der Umfrage erfassten Ländern zurückgefahren wurde zeigt, dass die Schwäche von den Peripherie-Ländern endgültig auf die Kernländer übergesprungen ist.“

Die Unternehmen beklagten einen Rückgang der Binnen- und Exportnachfrage. Verantwortlich dafür seien die düsteren weltweiten Konjunkturperspektiven und die Unsicherheit an den Finanzmärkten. Auch die Auftragsbestände nahmen erneut zügig ab. Mit Ausnahme von Deutschland und Österreich wurden überall Stellen abgebaut.

Ungeachtet dessen beschleunigte sich der Abwärtstrend der deutschen Industrie im November erheblich. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe fiel um 1,2 auf 47,9 Punkte und damit auf den niedrigsten Stand seit Juli 2009, wie das Markit-Institut zu seiner Umfrage unter 500 Firmen mitteilte. Damit entfernte sich das Barometer weiter von der Marke von 50 Punkten, ab der ein Wachstum signalisiert wird.


Absturz auch bei Aufträgen

„Ein Grund für die Misere waren die verdüsterten globalen Konjunkturperspektiven, die nicht nur einen überraschend starken Rückgang bei den Neu- und Folgeaufträgen, sondern auch die Verschiebung bereits erteilter Aufträge nach sich zogen“, sagte Markit-Experte Tim Moore. „Am schlimmsten hat es die Hersteller von Vorleistungs- und Investitionsgütern erwischt, während im Konsumgüterbereich die nachlassenden Exportbestellungen von der verstärkten Binnennachfrage überkompensiert wurden. Von einem Aufschwung sei der Sektor weit entfernt.

Mit Produktion und Aufträgen ging es zwar steil bergab, die Einbußen seien aber bei weitem nicht so beträchtlich wie während der großen Rezession um den Jahreswechsel 2008/09. Die Unternehmen stellten deshalb weiter ein, wenn auch so wenig wie seit gut einem Jahr nicht mehr.

Entlastung kam dagegen von der Preisfront. Die Kosten der Unternehmen sanken den zweiten Monat in Folge, weil sie Materialien günstiger einkaufen konnten. Ihre Verkaufspreise hoben sie gering an wie seit Februar 2010 nicht mehr.

In den fünf wirtschaftlich bedeutendsten Euro-Ländern Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und den Niederlanden sank laut der Markit-Erhebung zudem die Kostenbelastung der Unternehmen. Der Grund: billigere Rohstoffe. Die Verkaufspreise wurden nur noch gering angehoben. Das spricht für einen nachlassende Inflation, die der Europäischen Zentralbank (EZB) Spielraum für Zinssenkungen eröffnet. Einige Experten erwarten, dass sie ihren Leitzins bereits kommende Woche senkt - von 1,25 auf 1,0 Prozent. Billiges Geld kann die Wirtschaft anschieben.

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