Nach dem Brexit-Votum Bank of England steht weiter unter Schock

Die Bank of England kämpft mit den Folgen des Brexit-Votums. Trotzdem erwarten Experten die nächste Zinssenkung erst im November. Die Währungshüter haben schon Bereitschaft zur Lockerung der Geldpolitik signalisiert.

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Die britische Notenbank kämpft weiter mit dem Brexit-Schock. Quelle: Reuters

London/Berlin Knapp drei Monate nach dem Brexit-Votum steckt die britische Notenbank ihren weiteren geldpolitischen Kurs ab. Experten erwarten, dass die Londoner Währungshüter nach der Zinssenkung von Anfang August nun am Donnerstag stillhalten werden.

Doch jüngste Signale aus dem Führungsstab der Bank of England (BoE) zeigen, dass die Zentralbank bei einer weiteren Eintrübung der Konjunktur den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld auf oder nahe an die Nulllinie setzen wird. Fachleute rechnen noch dieses Jahr damit – voraussichtlich im November dürfte es demnach soweit sein.

Die Experten erhoffen sich daher insbesondere von den am Donnerstag zeitgleich mit dem Zinsbeschluss veröffentlichten Protokollen Aufschluss über die geldpolitische Marschroute. In einer Anhörung vor dem Parlament hatte BoE-Chef Mark Carney eine weitere Zinssenkung zuletzt nicht ausgeschlossen. Dafür sei es diese Woche jedoch noch zu früh, sagt Commerzbank-Experte Peter Dixon. "Denn die Notenbank hat zuletzt schon eine beträchtliche Lockerung der Geldpolitik beschlossen und wird erst einmal abwarten wollen, wie sich diese auswirkt, bevor sie nachlegt."

Mit 0,25 Prozent liegt das Leitzinsniveau seit der jüngsten Senkung Anfang August so tief wie nie zuvor seit Gründung der BoE vor mehr als 320 Jahren. Zudem wurde das Staatsanleihen-Kaufprogramm zum Ankurbeln der Wirtschaft um 60 Milliarden Pfund (70 Milliarden Euro) auf 435 Milliarden Pfund (514 Milliarden Euro) aufgestockt sowie ein Anreizprogramm zur Förderung der Kreditvergabe aufgelegt.

Laut Deka-Bank-Chefvolkswirt Ulrich Kater hat die Zentralbank mit ihren Maßnahmen dazu beigetragen, einen Konjunktureinbruch zu verhindern: "Die britische Wirtschaft dürfte im dritten Quartal nicht auf eine tiefe Rezession, sondern eher auf eine Stagnation zusteuern. Darauf deuten die Daten für Juli und August hin."

Dennoch ist es laut Ex-Notenbankmitglied Charlie Bean für Entwarnung zu früh: "Einige Daten sind in jüngster Zeit etwas zu positiv bewertet worden. Das Bild ist eher gemischt." So ging etwa die Industrieproduktion im Juli mit 0,9 Prozent so stark zurück wie seit einem Jahr nicht mehr. Zudem fielen die Häuserpreise im August den zweiten Monat in Folge, wie der Baufinanzierer Halifax mitteilte.

Vom Bau und den Dienstleistern waren zuletzt allerdings eher positive Signale gekommen. Die Erholungssignale könnten sich nach Einschätzung der Rating-Agentur Standard & Poor's als Trugbild erweisen: "Sie dürften nichts an den trüben Langfristperspektiven ändern", prophezeite S&P-Ökonomin Sophie Tahiri.

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