Offizielle Daten zeigen So außergewöhnlich ist die Spritpreis-Explosion wirklich

Die Literpreise für Kraftstoffe werden an einer Tankstelle angezeigt. Quelle: dpa

Angesichts der stark gestiegenen Benzin- und Heizölpreise wird oft der Vergleich zur Ölkrise der Siebzigerjahre gezogen. Doch neue Daten zeigen: Die aktuelle Preisexplosion stellt selbst das in den Schatten.

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Seit die Spritpreise in Deutschland in ungeahnte Bereiche weit jenseits der Zwei-Euro-Marke vorstoßen, ziehen immer mehr Menschen Parallelen zu den großen Ölkrisen der Siebzigerjahre. Ideen werden laut, Maßnahmen wie den autofreien Sonntag zu übernehmen, um die Nachfrage zu drosseln.

Ganz so weit geht die Politik bislang dann aber doch nicht. Etwa, weil die Preise nicht so stark steigen wie in den inzwischen historischen Krisen?

Mitnichten. Neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass genau das Gegenteil der Fall ist: Der jüngste Preisanstieg bei Kraftstoffen im März diesen Jahres stellt alles bisherige in den Schatten, selbst die Ölkrisen oder die Finanzkrise.

Im Vorjahresvergleich zahlten Verbraucher und Verbraucherinnen an der Tankstelle demnach knapp 42 Prozent mehr für Superbenzin. Bei Diesel waren es gar knapp 63 Prozent. Kraftstoffe insgesamt verteuerten sich um mehr als 47 Prozent, leichtes Heizöl um sagenhafte 144 Prozent.

Im Höhepunkt der Vergleichsjahre 1973/74 erreichten die Kraftstoffpreise „nur“ ein Vorjahresplus von 32,5 Prozent. In der zweiten Ölkrise um 1980 lag die maximale Teuerung beim Sprit bei knapp 28 Prozent.

In der Finanzkrise 2008 lag die maximale Teuerung wiederum nur bei 15 Prozent. Mehr noch: Kurz darauf brach der Ölpreis deutlich ein, sodass Kraftstoffe 25 Prozent günstiger wurden.

Auch beim Erdgas bricht die neueste Teuerung alle Negativrekorde. In den 70er-Jahren verteuerte es sich, stets einige Jahre nach dem Ölpreis, an der Spitze um 116 Prozent, in der zweiten Ölkrise dann um 63 Prozent. Anfang 2022 lag die Teuerung jedoch bei sagenhaften 222 Prozent.

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All das könnte freilich auch an besonders günstigen Vorjahrespreisen liegen, schließlich wird als Vergleich stets nur der Vorjahresmonat zur Hand genommen. Doch ein Blick auf die längere Zeitreihe zeigt, dass Energie auch im Mehrjahresvergleich außergewöhnlich teuer ist: Zeigen sich bei den Ölkrisen nur vergleichsweise geringe Ausschläge, so hat sie der Preis für Erdöl seit 2015 etwa verdoppelt, der für Erdgas gar verdreifacht.

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