Preisauftrieb Inflation schnellt im Mai über Zwei-Prozent-Marke

Inflation schnellt im Mai über Zwei-Prozent-Marke Quelle: dpa

Kraftstoffe und Lebensmittel verteuern sich im Vergleich zum Niveau des Vorjahresmonats und steigern die Inflationsrate. Die ist so hoch wie seit Februar 2017 nicht mehr.

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Der Preisauftrieb in Deutschland hat sich im Mai spürbar beschleunigt. Die Verbraucherpreise lagen um 2,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch anhand vorläufiger Daten mitteilte. So hoch war die Inflationsrate zuletzt im Februar 2017. Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg auf 2,1 Prozent gerechnet, nachdem die Teuerungsrate in den beiden Vormonaten noch 1,6 Prozent betragen hatte. Sie liegt damit in der größten Volkswirtschaft der Währungsunion über der Zielmarke von knapp zwei Prozent, die die Europäische Zentralbank (EZB) als ideal für die Wirtschaft ansieht.

Im März und April 2018 hatte die jährliche Teuerungsrate jeweils 1,6 Prozent betragen, im Februar waren es 1,4 Prozent. Energie war im Mai mit einem Plus von 5,2 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, Lebensmittel verteuerten sich um 3,5 Prozent. Von April auf Mai erhöhten sich die Verbraucherpreise nach Berechnungen der Wiesbadener Behörde insgesamt um 0,5 Prozent.

Für den Anstieg maßgeblich verantwortlich sind die Energiepreise. Kraftstoffe wie Benzin kosteten teilweise rund neun Prozent mehr, Heizöl in einigen Bundesländern gut ein Fünftel mehr als vor Jahresfrist. Auch Lebensmittel verteuerten sich überdurchschnittlich. Auch Pauschalreisen kosteten wegen der Pfingstferien deutlich mehr.

Die Mittwoch veröffentlichten Inflationsraten vermitteln ein falsches Bild von den Folgen der EZB-Politik. Die Immobilienpreise steigen extrem – und führen zu einer sozialen Spaltung.
von Ferdinand Knauß

"Wir bekommen derzeit aus mehreren Ecken Inflationsdruck", sagte Postbank-Chefvolkswirt Marco Bargel. "Der Aufschwung dauert nun schon sehr lange, was sich in steigenden Löhnen widerspiegelt. Das sollte sich über kurz oder lang in einer höheren Inflation niederschlagen." Die Unternehmen dürften steigende Personalkosten auf ihre Kunden abwälzen.

Die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von 1,7 Prozent. Wegen der im gesamten Euro-Raum noch niedrigen Inflation will die Europäische Zentralbank ihre Nullzinspolitik in diesem Jahr fortsetzen. Experten der Investmentbank Nomura rechnen erst im September 2019 mit einer ersten Zinserhöhung. Die Postbank geht von Mitte 2019 aus - vorausgesetzt, die Währungshüter beenden ihre Anleihenkäufe wie erwartet noch dieses Jahr.

"Von der Inflationsseite gibt es klare Unterstützung für die EZB, noch in diesem Jahr aus ihrem Wertpapier-Kaufprogramm auszusteigen", sagte auch der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. Denn auch anderswo ziehen die Preise an: In Spanien kletterte die Teuerungsrate im Mai auf 2,1 Prozent. Sie hat seit März 2015 mit dem Kauf von Wertpapieren bereits rund 2,4 Billionen Euro in das Finanzsystem gepumpt, um für mehr Inflation zu sorgen. Doch ihr Ziel einer Teuerung von knapp zwei Prozent verfehlt die EZB dennoch seit Jahren.

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