Preise in der Euro-Zone Höhere Inflation setzt Draghi unter Druck

EZB-Präsident Mario Draghi kommt seinem Inflationsziel von etwa zwei Prozent sehr nahe. Das liegt vor allem am höheren Ölpreis. Dennoch steigt der Druck auf die EZB, ihre Anleihekäufe schnell zu beenden.

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Die höhere Inflation macht die Debatte im Rat der EZB nicht leichter. Quelle: AFP

Frankfurt Eigentlich müsste sich Mario Draghi über die heutigen Inflationszahlen vom Europäischen Statistikamt freuen. Um 1,8 Prozent sind demnach die Preise im Währungsraum gestiegen. Das entspricht ziemlich genau dem von der Europäischen Zentralbank angestrebten Wert von „unter, aber nahe zwei Prozent.“

Von Reuters befragte Volkswirte hatten lediglich 1,6 Prozent erwartet, nachdem im Dezember die Teuerungsrate bei 1,1 Prozent gelegen hatte. Gerade weil das EZB-Preisziel zum Greifen nahe scheint, werden Stimmen lauter, die sich für ein baldiges Auslaufen der milliardenschweren Anleihekäufe der EZB aussprechen.

Im Dezember hatte die EZB die Käufe noch einmal um neun Monate bis Ende 2017 verlängert. Allerdings soll das monatliche Kaufvolumen ab April von 80 auf 60 Milliarden Euro sinken. Kritikern des Programms wie Bundesbankchef Jens Weidmann geht das nicht weit genug. Sie verweisen auf die anziehende Inflation und fordern einen schnelleren Ausstieg.

Die EZB dagegen führt die derzeit steigende Inflation vor allem auf den höheren Ölpreis zurück - und hält diesen Effekt für temporär. Sie will abwarten, ob sich der Aufwärtstrend stabilisiert. Zu Jahresbeginn 2016 war der Ölpreis unter 30 Dollar pro Barrel gerutscht - inzwischen notiert er bei rund 55 Dollar. Da der Ölpreis Anfang 2016 so niedrig war, steigen die Preise im Vergleich nun stärker. Die um besonders schwankungsanfällige Güter wie Tabak, Lebensmittel und Energie bereinigte Inflation, die so genannte Kernrate, legte um 0,9 Prozent zu.

Tatsächlich waren die Energiepreise der Haupttreiber für die Inflation im Euroraum. Sie verteuerten sich um kräftige 8,1 Prozent. Das Opec-Kartell und andere Förderländer hatten sich auf eine Produktionskürzung geeinigt, wodurch der Rohölpreis anzog. Unverarbeitete Lebensmittel verteuerten sich um 3,3 Prozent, Dienstleistungen um 1,2 Prozent.

Markant an der Entwicklung sind die Unterschiede im Euroraum. Während im Dezember vor allem in Deutschland die Inflation anstieg, war jetzt Spanien Spitzenreiter. In der viertgrößten Volkswirtschaft des Währungsraumes stiegen die Preise im Januar um drei Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. In Frankreich lag das Plus immerhin bei 1,6 Prozent und in Deutschland bei 1,9 Prozent.

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