Preise in Deutschland Inflation steigt auf über zwei Prozent

Die Preise in Deutschland sind Februar so stark gestiegen wie seit fast fünf Jahren nicht mehr. Die Preise stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent. Damit erhöht sich der Druck auf die EZB.

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Die Preise für Waren und Dienstleistungen ziehen in Deutschland wieder an. Quelle: dpa

Frankfurt Steigende Energie- und Lebensmittelpreise haben die Inflation in Deutschland erstmals seit viereinhalb Jahren über die Marke von zwei Prozent getrieben. Im Februar kosteten Waren und Dienstleistungen 2,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. „Eine solch hohe Inflationsrate wurde zuletzt im August 2012 gemessen“, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit.

Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur 2,1 Prozent erwartet, nach 1,9 Prozent im Januar. Die Teuerungsrate liegt nun erstmals seit 2012 über der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie spricht nur bei Werten von knapp unter zwei Prozent von stabilen Preisen.

Energie verteuerte sich mit 7,2 Prozent besonders stark, vor allem Heizöl, Benzin und Diesel. Das Ölkartell Opec hatte sich Ende vorigen Jahres im Kampf gegen eine Überangebot auf eine Förderkürzung geeinigt, was für steigende Preise sorgt. Nahrungsmittel kosteten 4,4 Prozent mehr als im Februar 2016, unter anderem wegen Missernten in südeuropäischen Ländern. Die EU-Kommission sagt Deutschland für 2017 eine durchschnittliche Inflationsrate von 1,9 Prozent voraus, was fast viermal so viel wäre wie 2016.

Nicht nur Energie und Nahrungsmittel, sondern auch viele andere Waren und Dienstleistungen dürften bald teurer werden, erwartet Postbank-Chefvolkswirt Marco Bargel. „Grund dafür ist die gute Konjunktur mit steigender Beschäftigung“, sagte er. „Das eröffnet den Unternehmen Spielräume, höhere Kosten – etwa durch steigende Importpreise infolge des abgewerteten Euro - auf die Kunden umzulegen.“

Damit wächst der Druck auf die EZB, die geldpolitische Wende vorzubereiten. Sie hat den Leitzins auf null Prozent gesenkt, um eine Deflation – einen Preisverfall auf breiter Front – zu verhindern. Außerdem pumpt sie über Anleihenkäufe Milliarden in die Wirtschaft.

„Die EZB wird unter starken Druck kommen, ihre ultralockere Geldpolitik zurückzufahren“, sagte Bargel. Sie könne deshalb in diesem Jahr verkünden, die Anleihenkäufe weiter zu drosseln. „Zinserhöhungen sind aber frühestens 2018 zu erwarten.“

Andere Experten gehen hingegen davon aus, dass die Inflation im Februar vorerst ihren Höhepunkt erreicht hat. Der Inflationsanstieg hängt vor allem mit dem Basiseffekt bei Energiepreisen zusammen. Anfang 2016 war der Ölpreis drastisch gefallen. Im Vergleich zu den niedrigen Werten ist er nun deutlich gestiegen. Viele Ökonomen erwarten, dass die Inflation in den nächsten Monaten wieder fällt, wenn der Ölpreis auf dem bisherigen Niveau bleibt.

Lange Zeit hatte Energie den Anstieg der Teuerung gedämpft. Seit Mitte 2014 war Rohöl vor allem infolge der weltweiten Überproduktion deutlich günstiger geworden. Ende 2016 drehte der Trend endgültig. Die höheren Benzin- und Heizölpreise zehren an den Einkommen der Verbraucher und engen den Spielraum für andere Anschaffungen ein. Volkswirte gehen jedoch von einem vorübergehenden Phänomen aus: Ein kräftiger Ölpreisanstieg in den nächsten Monaten gilt etwa wegen hoher Lagerbestände als unwahrscheinlich, damit dürfte der Preistreiber Energie wieder etwas an Durchschlagskraft verlieren.

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