Prognose für 2019 Konjunkturaussichten trüben sich ein

Deutsche Wirtschaft: Konjunkturaussichten trüben sich ein Quelle: dpa

Der Bauboom dauert an, der Arbeitsmarkt läuft auf Hochtouren. Dennoch trüben sich die Aussichten für die deutsche Wirtschaft ein. Neben internationalen Handelskonflikten spielen auch hausgemachte Probleme eine Rolle.

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Probleme der Autoindustrie machen nach Einschätzung der Bundesbank Hoffnungen auf einen Jahresendspurt der deutschen Wirtschaft zunichte. Die Normalisierung in der für Deutschland so wichtigen Branche erfolge möglicherweise langsamer als anfänglich angenommen, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht der Notenbank. Ein Grund dürfte die Verunsicherung der Verbraucher durch die Debatte um Dieselfahrverbote sein. Konsumenten schienen sich mit Autokäufen zurückzuhalten. Zugleich wachsen die Konjunktursorgen mittelständischer Firmen. Die Baubranche rechnet dagegen mit einer Fortsetzung des Booms.

Insgesamt dürfte die deutsche Wirtschaft im laufenden Vierteljahr trotz gewisser Aufholeffekte in der Automobilbranche nicht stärker als im Mittel des ersten Halbjahres wachsen, erklärte die Notenbank. Die Ökonomen erwarten nach der Delle im Sommer damit keine kräftige Aufholjagd zum Jahresende.

Im dritten Quartal 2018 war die deutsche Wirtschaft gebremst vor allem von Problemen in der Autoindustrie bei der Umstellung auf neue europaweite Abgastests (WLTP) erstmals seit dreieinhalb Jahren geschrumpft.

Mittelständische Unternehmen blicken laut einer Erhebung der DZ Bank und des Bankenverbandes BVR deutlich skeptischer in die Zukunft als zuletzt. „Lange hat sich der Mittelstand erfolgreich gegen geopolitische Risiken wie den Handelsstreit zwischen den USA und China oder den bevorstehenden Brexit behauptet. Inzwischen belasten diese Faktoren den Ausblick sichtbar“, erläuterte Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der DZ Bank. Hinzu kämen der Fachkräftemangel und zunehmende Bürokratie. Noch sei die Geschäftslage gut. „Doch das ist so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm. Das Wetter wird rauer“, sagte Berghaus.

Optimistisch blickt hingegen die Baubranche in das kommende Jahr. Die Auftragsbücher der Baufirmen sind so voll wie nie. Mit einem Wert von 47,6 Milliarden Euro lag der Auftragsbestand im September um 14 Prozent über dem starken Vorjahreswert. In einigen Orten ist es für Bauwillige schwierig, ein Unternehmen zu finden, wie der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Peter Hübner, sagte.

Um mehr bauen zu können, stellen die Firmen weiter ein. 20 000 neue Bauleute ließen die Mitarbeiterzahl in diesem Jahr auf 832 000 steigen, nächstes Jahr erwarten die Firmen weitere 18 000 neue Kollegen. „Wir blicken zurück auf ein gutes Baujahr und sind für das nächste Jahr ganz optimistisch“, sagte Reinhard Quast, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes in Berlin.

Konjunktursorgen träfen die Baubranche noch nicht, hieß es. Für dieses Jahr gehen die Bauverbände von einem Umsatzplus von 6 Prozent aus, was preisbereinigt noch 1,5 Prozent entspreche. Im nächsten Jahr werden ebenfalls 6 beziehungsweise 1 Prozent erwartet.

Auch in der Industrie steigt die Zahl der Beschäftigten. Ende Oktober 2018 waren 5,7 Millionen Menschen (plus 2,8 Prozent) in den Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes mit 50 und mehr Beschäftigten tätig. Das war nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ein Höchststand seit Beginn der Zeitreihe im Januar 2005. Die historische gute Lage auf dem Arbeitsmarkt und steigende Löhne halten den Privatkonsum am Laufen. Die Konsumlust der Verbraucher ist eine wichtige Konjunkturstütze in Europas größter Volkswirtschaft.

Für das Gesamtjahr 2018 hatte die Bundesbank jüngst ihre Prognose nach unten korrigiert. Die Ökonomen gehen nun von 1,5 Prozent Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt aus. Vor einem halben Jahr hatten sie noch ein Plus von 2,0 Prozent für möglich gehalten. Andere Ökonomen und Institute hatten ihre Konjunkturprognosen zuletzt ebenfalls gesenkt. Weltpolitische Unsicherheiten und wirtschaftliche Abschottung dämpfen auch den Konjunkturoptimismus der Europäische Zentralbank (EZB) für den Euroraum. Insgesamt hält die Bundesbank den seit Jahren andauernden Aufschwung der deutschen Wirtschaft aber weiterhin für robust.

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