
IWF-Chefin Christine Lagarde hat Deutschland eine gut funktionierende Wirtschaft bescheinigt. Zugleich warnte sie aber vor Risiken durch politische Konflikte und die weltweite Geldpolitik. Die deutsche Wirtschaft stehe besser da als viele andere Volkswirtschaften, sagte Lagarde am Mittwoch in Berlin nach einem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie den Spitzen internationaler Finanz- und Wirtschaftsorganisationen.
Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) hob explizit die zusätzlichen Investitionen in die Infrastruktur hervor sowie den Beitrag des Privatsektors, der die deutsche Binnennachfrage stärke.
Auch das Institut für Weltwirtschaft (IfW) sieht Deutschland vor einem kräftigen Aufschwung. "Deutschland ist auf dem Weg in die Hochkonjunktur", erklärten die Kieler Forscher in ihrer am Donnerstag veröffentlichten Studie. Demnach wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 1,8 Prozent und 2016 um 2,0 Prozent wachsen. 2014 waren es 1,6 Prozent.
Werde die Wirtschaft zunächst von steigenden Konsumausgaben und dem Wohnungsbauboom getragen, dürften im kommenden Jahr auch die Unternehmen mehr investieren und so den Aufschwung auf ein breiteres Fundament stellen. "Deutschland lebt derzeit auf der Sonnenseite der Konjunktur", resümiert das IfW.
Trotzdem dürften die Überschüsse im Staatshaushalt merklich sinken. "Die Ausgaben des Staates legen im laufenden Jahr kräftig zu", sagen die Experten voraus und verweisen auf zusätzliche Leistungen wie die Mütterrente und die Rente mit 63. Gleichzeitig würden Sondereffekte wegfallen: So habe der Staat im abgelaufenen Jahr von der Welle an Selbstanzeigen wegen Steuerhinterziehung ebenso profitiert wie vom hohen Bundesbankgewinn, der nach Berlin überwiesen wurde. Das IfW rechnet daher für 2015 nur noch mit einem Haushaltsüberschuss von 10,4 Milliarden Euro, der 2016 auf 8,6 Milliarden Euro fallen soll. Im Vorjahr waren es noch 18 Milliarden Euro.