Rechnungen Bessere Zahlungsmoral trotz Rezession – Creditreform sieht „paradoxes Phänomen“

Grund für die Stabilisierung seien unter anderem die staatlichen Hilfsmaßnahmen. Im regionalen Vergleich gibt es ebenso große Unterschiede wie zwischen den Branchen.

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Unternehmen der Baubranche zahlen im Schnitt nach 15,3 Tagen ihre Rechnungen. Quelle: dpa

Trotz der Konjunkturflaute haben deutsche Unternehmen im ersten Quartal 2023 wieder pünktlicher gezahlt als vor Jahresfrist. „Trotz anhaltender Unsicherheit und einer technischen Rezession spiegeln sich die erwarteten Liquiditätsengpässe weiterhin nicht in der Zahlungsmoral“, erklärte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Montag.

Der branchenübergreifende Zahlungsverzug beträgt demnach nur noch 10,3 Tage und verbesserte sich zum Vorjahreszeitraum minimal um 0,1 Tage. „Ähnlich wie andere Konjunkturindikatoren, wie dem Arbeitsmarkt oder den zu Beginn des Jahres guten Auftragseingängen, ist auch die vermeintlich verbesserte Zahlungsmoral zunächst ein paradoxes Phänomen“, sagte Creditreform-Chefökonom Patrik-Ludwig Hantzsch. Wegen der Rezession „dürfte sich das Zahlungsverhalten im zweiten Quartal 2023 aber wieder eintrüben.“

Zur derzeitigen Stabilisierung hätten vor allem die massiven staatlichen Hilfsmaßnahmen beigetragen, durch die große Mengen Liquidität an die Unternehmen ausgereicht worden sein, erläuterte Hantzsch. Zudem dürften sich Führungskräfte mittlerweile an die Krise gewöhnt und ihr Risiko- als auch ihr Forderungsmanagement an die dauerhafte Ausnahmesituation angepasst haben.

Regional gibt es bei der Zahlungsmoral dennoch einige Unterschiede. In Bayern (9,8 Tage), Niedersachsen (9,5 Tage) und Baden-Württemberg (9,1 Tage) zahlten die Firmen branchenübergreifend am schnellsten. Am anderen Ende der Skala rangiert Berlin (12,0 Tage) vor dem Saarland (12,2 Tage) und dem Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern (12,9 Tage).

Am Bau veränderte sich der Zahlungsverzug im Vergleich zum Vorjahr laut Creditreform nicht und weist mit weitem Abstand den schlechtesten Wert auf (15,3 Tage). Etwas besser zahlten die persönlichen (13,2 Tage) und die unternehmensnahen Dienstleister (12,0 Tage). Vergleichsweise gute Werte gibt es im Bereich Metall/Elektro (8,8 Tage), bei den Konsumgütern (8,4 Tage) und dem Spitzenreiter Chemie/Kunststoffe mit 7,2 Tagen.

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