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Reichtumsbericht Reiche Deutsche werden trotz Krise immer reicher

Der Staat wird immer ärmer, seine reichen Bürger immer wohlhabender. Ein Bericht der Bundesregierung zeigt: Zehn Prozent der Deutschen gehört die Hälfte des Privatvermögens.

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Wo die reichsten Menschen wohnen
Dutch soccer fans hold letters that spell 'ORANGE' to support their national team Quelle: REUTERS
A Squamish first nation canoe paddles down the Burrard Inlet during a protest in Vancouver Quelle: REUTERS
Triathlete Simon Whitfield of British Columbia, waves the Canadian Flag on Parliament Hill in Ottawa. Quelle: dapd
Ferrari Formula One team manager Jean Todt, at right on video screen at far right, is seen during the unveiling of the new Ferrari store in Rome's shopping district Via Tomacelli Quelle: AP
Outside view of Chateau-Giscours vineyards and main entrance,near Bordeaux, in southern France Quelle: AP
Karl Weber, Direktor von Schlösser und Gärten in Hessen Quelle: dpa
A view of British luxury retailer Harrods Quelle: dpa

Der private Reichtum in Deutschland wird nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" immer größer, das Vermögen des Staates hingegen kleiner. Gleichzeitig würden die Reichsten immer reicher. Die Zeitung beruft sich auf den Entwurf für den vierten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Die Analyse, die alle vier Jahre herauskommt, wurde vom Bundesarbeitsministerium vorgelegt. Am Montag sei sie zur Abstimmung an andere Ressorts in der Bundesregierung gegangen.

Der Wohlstand in Deutschland hat dem Bericht zufolge zuletzt kräftig zugenommen. Maßgeblich sei dabei das Nettovermögen, zu dem etwa Immobilien, Geldanlagen, Bauland oder Ansprüche aus Betriebsrenten gehörten. Das Arbeitsministerium schreibt dazu: "Während das Nettovermögen des deutschen Staates zwischen Anfang 1992 und Anfang 2012 um über 800 Milliarden Euro zurückging, hat sich das Nettovermögen der privaten Haushalte von knapp 4,6 auf rund 10 Billionen Euro mehr als verdoppelt." Das Abschmelzen der Vermögenswerte der öffentlichen Haushalte sei bereits seit zwei Jahrzehnten zu beobachten. Im Zuge der Rettungsmaßnahmen anlässlich der Finanz- und Wirtschaftskrise sei "eine Verschiebung privater Forderungen und Verbindlichkeiten in staatliche Bilanzen feststellbar".

Geld ist ungleich verteilt

Deutschlands heimliche Milliardäre
Die Familie OttoVier Mitglieder der Familie Otto in Deutschland sind auf der Basis einer Auswertung von aufsichtsrechtlichen Meldungen als Milliardäre geoutet worden: Michael Otto (r.), der 70-jährige Aufsichtsratschef des Konzerns, kontrolliert 78,5 Prozent des Unternehmens seines mittlerweile verstorbenen Vaters (l). Außerdem hat er die Mehrheit am Konzern über die Kommanditgesellschaft Atlas Vermögensverwaltung & Co. inne. Der Milliardär war bis 2007 Vorstandsvorsitzender der Otto Group und belegt im Bloomberg-Ranking Platz 129. Zusammen mit seinem Sohn Benjamin besitzen die beiden laut Bloomberg Billionaires Index ein Vermögen von 10,6 Milliarden Dollar. Quelle: AP
Benjamin OttoBenjamin Otto hält 12,5 Prozent an der Otto GmbH & Co KG, zu der die Ketten Crate & Barrel und bonprix gehören, und ist mit 38 Jahren einer der jüngsten Milliardäre des Landes. Er verantwortet ein E-Commerce-Projekt bei der Otto Group und übt seine Beteiligung an dem Unternehmen über GFH Gesellschaft für Handelsbeteiligungen mbH. Benjamin Otto kommt laut dem Index auf ein Vermögen von 1,8 Milliarden Dollar. Quelle: Presse
Die Tochter, Katharina Otto-Bernstein, lebt in New York mit ihrem Ehemann, Nathan Bernstein, dem eine Kunstgalerie in der Nähe der Upper East Side gehört. Die 49-jährige hat ein Vermögen von 1,5 Milliarden Dollar. Ihr Bruder Alexander Otto ist seit dem Jahr 2000 Vorsitzender der Geschäftsführung von ECE und sitzt im Aufsichtsrat der Otto Group. Er hat ein Vermögen von 4,5 Milliarden Dollar. Der 46jährige Sohn von Werner und Maren Otto hat einen Bachelor-Abschluss und einen MBA von der Harvard University. Quelle: Presse
Maren Otto, die dritte Frau von Werner Otto, der die Gesellschaft 1949 in Hamburg gründete, kontrolliert mit ihren beiden Kindern Alexander Otto und Katharina Otto-Bernstein ein separates Immobilien-Imperium. Dieses verwaltet über drei Immobiliengesellschaften etwa sieben Million Quadratmeter an US- Büroraum und europäischen Einkaufszentren. Maren Otto kommt auf ein Nettovermögen von 1,3 Milliarden Dollar. Sie heiratete 1963 Werner Otto, der 2011 im Alter von 102 Jahren starb. Zusammen mit ihren Kindern Alexander und Katharina kommt sie auf einen Nettowert von 7,3 Milliarden Dollar. Die Familie ist bisher noch nie einzeln auf internationalen Reichen-Listen aufgetaucht. "Solche Familien mögen es gewöhnlich nicht so gern, wenn ihre Jahresbilanzen publiziert werden und öffentlich zugänglich sind", erläutert Matthias Hoppe, Anwalt für Steuerrecht im Berliner Büro von Wilmer Cutler Pickering Hale & Dorr LLP. Im Vergleich zu den zehn reichsten Menschen der Welt sind die Vermögenswerte der Familie Otto allerdings Peanuts...
Platz 10 und 9: Christy und Jim WaltonDie Nachfahren des Walmart-Gründers, Haupterbin Christy Walton sowie Jim Walton (links), belegen die Plätze 9 und 10 im Bloomberg Billionaires Index. Jim (Platz 10) verfügt über ein Vermögen von 37,7 Milliarden Dollar, seine Schwester über 39,4 Milliarden Dollar. Wie die Bloomberg-Millionäre ihr Vermögen vermehren, erfahren Sie übrigens hier. Quelle: AP
Larry Ellison Quelle: AP
Platz 6 und 7: Charles de Ganahl Koch und David Hamilton KochCharles de Ganahl Koch und sein Bruder David Hamilton Kochhaben ihr Familienunternehmen zur zweitgrößten Firma im Privatbesitz in den USA geformt. Die Brüder sind aktuell Nummer 8 und 9 auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt, im Bloomberg Billionaires Index belegen sie die Plätze 6 und 7. Beide verfügen über jeweils 46,4 Milliarden Dollar. Quelle: AP

Das private Nettovermögen hat sich nach den Regierungsangaben allein zwischen 2007 und 2012 um 1,4 Billionen Euro erhöht. Hinter diesen Zahlen stecke jedoch auch "eine sehr ungleiche Verteilung der Privatvermögen". So vereinten "die vermögensstärksten zehn Prozent der Haushalte über die Hälfte des gesamten Nettovermögens auf sich". Der Anteil dieses obersten Zehntels sei dabei "im Zeitverlauf immer weiter gestiegen". 1998 belief er sich laut den amtlichen Zahlen auf 45 Prozent, 2008 war in den Händen dieser Gruppe der reichsten Haushalte bereits mehr als 53 Prozent des Nettogesamtvermögens. Die untere Hälfte der Haushalte verfüge über nur gut ein Prozent des gesamten Nettovermögens, heißt es in dem Bericht weiter.

Der Abstand zwischen West- und Ostdeutschland habe sich dabei verringert, schreibt die Zeitung in ihrer Dienstagausgabe. Westdeutsche Haushalte hätten aber im Schnitt immer noch ein Immobilien- und Geldvermögen von etwa 132000 Euro, bei den ostdeutschen seien es nur 55000 Euro.

Arme müssen Kürzungen hinnehmen

Große Unterschiede verzeichnet die Analyse auch bei der Lohnentwicklung: Sie sei "im oberen Bereich in Deutschland positiv steigend" gewesen. Die unteren 40 Prozent der Vollzeitbeschäftigten hätten jedoch nach Abzug der Inflation Verluste bei der Bezahlung hinnehmen müssen. "Eine solche Einkommensentwicklung verletzt das Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung", wird dazu angemerkt. Trotzdem werde in dem Bericht der Anstieg der sogenannten atypischen Beschäftigung verteidigt. Teilzeit- und Minijobs, Leiharbeit oder befristete Stellen seien nicht zu Lasten der Normalarbeitsverhältnisse gegangen. Das Bundesarbeitsministerium fügt aber kritisch hinzu: "Stundenlöhne, die bei Vollzeit zur Sicherung des Lebensunterhalts eines Alleinstehenden nicht ausreichen, verschärfen Armutsrisiken und schwächen den sozialen Zusammenhalt."

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