Rekord an der Tankstelle Die wichtigsten Fragen zum Benzinpreis

Benzin ist in Deutschland so teuer wie noch nie: Ein Liter Superbenzin kostete in dieser Woche 1,76 Euro. Doch ob sich die Preise bald entspannen, ist nicht gesagt.

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Die Preise für Benzin und Diesel sind derzeit auf Rekordniveau. Und ob sie schnell wieder sinken ist fraglich. Quelle: dpa

1,56 Euro für einen Liter Diesel, 1,72 Euro je Liter Ökobenzin E10 und sogar 1,76 Euro je Liter reguläres Superbenzin - so viel mussten Deutschlands Autofahrer nach Angaben der Mineralölindustrie Anfang dieser Woche durchschnittlich berappen. Damit übertraf der Preis von Super sein bisheriges Jahreshoch im April 2012 um fünf Cent und ist der höchste seit Beginn der Preisaufzeichnungen.

Warum steigt der Benzinpreis?

Der Benzinpreis orientiert sich in erster Linie am Weltpreis für Rohöl, der an der Londoner Warenterminbörse International Petroleum Exchange gehandelt wird. Genau wie der Benzinpreis folgt auch der Ölpreis seit Oktober 2011 einem Zick-Zack-Kurs. Als der Benzinpreis im April 2012 seinen vorzeitigen Höchststand erreicht hatte, wurde ein Barrel Rohöl zu Spitzenwerten gehandelt. Von Oktober 2011 war er bis April 2012 um knapp ein Drittel auf 121 US Dollar gestiegen.

Ähnlich sieht die Situation auch in den Sommermonaten Juli und August aus. Der Rohölpreis legte einen vergleichbaren Preissprung wie im Frühjahr hin und stieg erneut auf über 110 US Dollar pro Barrel. Und der durchschnittliche Preis für Superbenzin kletterte im selben Zeitraum von 1,62 Euro auf 1,76 Euro.

Entwicklung des Rohölpreises (in Dollar)

Wovon hängt der Ölpreis ab?

Die Entwicklung des Ölpreises ist an die Konjunkturerwartungen gekoppelt. Negative Aussichten verunsichern tendenziell die Investoren und drücken den Preis, positive Aussichten stützen ihn. Als Mario Draghi der Eurozone mehr Geld versprach, stieg nicht nur der DAX, sondern auch der Ölpreis. Die Krisenangst der Investoren schwächte sich ab.

Welche Rolle spielt die Unsicherheit im Nahen Osten?

Spannungen im Nahen Osten treiben traditionell den Ölpreis. Bereits im März kursierte die Angst vor einem Angriff Israels auf den Iran. In der Folge könnte die wichtige Handelsstraße von Hormus blockiert werden. Die Sorgen gewinnen nach verbalen Attacken in der vergangene Woche wieder an Aktualität. Auch die anhaltenden Kämpfe in Syrien schüren Ängste über die Zukunft der Ölversorgung, da sie die Stabilität der gesamten Region berühren. Ölknappheit ist dagegen kein Argument. Wie die Wirtschaftswoche vergangene Woche (Heft 33, Seite 36) dokumentierte, arbeiten Ölkonzerne und Wissenschaftler derzeit an vielversprechenden innovativen Technologien zur Ölförderung.

Welchen Einfluss hat der schwache Euro?

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Tipp 1: Autofahrer sollten vermeiden, während einer Reisewelle zu tanken. Wer etwa am ersten Tag der Sommerferien mit dem Auto in den Urlaub starten will, sollte den Tank bereits einige Tage vorher füllen. Quelle: dpa
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Dass die Spritpreise derzeit ihren Frühjahrsstand übertreffen ist angesichts vergleichbarer Ölpreise vor allem am schwachen Euro festzumachen. Seit April hat die Gemeinschaftswährung gegenüber dem US Dollar um sieben Prozent nachgelassen, der Euro war zuletzt nur noch 1,23 US Dollar Wert. Da Rohöl in Dollar gehandelt wird, wird das Barrel Rohöl seit April teurer.

Werden Preise abgesprochen?

Die Mineralölwirtschaft hat in diesem Zusammenhang auch den Vorwurf der Abzocke zurückgewiesen. In keinem anderen Land sei Sprit so sehr durch hohe Steuern belastet, sagte der Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV), Klaus Picard, dem Nachrichtensender N24.

Wie der Chef des Bundeskartellamt Andreas Mundt der Wirtschaftswoche sagte, könne den großen Benzinverkäufern keine Preisabsprachen nachgewiesen werden. Doch würde die Behörde auch in Zukunft genau hinsehen.

Welche Rolle spielt der Biosprit E10?

Da im Gegenzug zur Quote Steuervorteile für Biosprit wegfielen, galt Biokraftstoff lange als preistreibender Faktor im Sprit. Wegen der stark gestiegenen Ölpreise hat sich dies geändert. Im Frühjahr wurde sogar der E10-Preis mit der Begründung gesenkt, die Spanne zum fossilen Benzin habe sich vergrößert. Allerdings steigen derzeit die Rohstoffpreise wegen der Dürre in den USA massiv, so dass sogar über eine Abschaffung von E10 gestritten wird.

Bleibt Benzin künftig so teuer?

Über die Aussichten der Benzinpreise sind sich Fachleute uneins. Der ADAC geht davon aus, dass die Spritpreise in diesen Tagen sinken werden, da die Sommerferien im bevölkerungsstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen zu Ende gehen. Doch bei einer positiven Konjunkturerwartungen in Europa könnten die Preise auf einem hohen Niveau verharren.


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