Rückgang der Zuwächse Mit Chinas Turbo-Wachstum ist es aus

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China will nach oben

Die Wirtschaft des Riesenlandes verändert sich: Die Zeiten des billigen Exports sind vorbei. China will auf der Wertschöpfungskette nach oben klettern. In den kommenden Jahren soll die Abhängigkeit von Exporten und Billigprodukten verringert werden. Dazu soll die Wirtschaft mehr auf den Binnenkonsum ausgerichtet werden. Der Privatkonsum ist mit rund 35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts immer noch vergleichsweise niedrig. Da es kein funktionierendes Kranken- und Rentenversicherungssystem gibt, sparen die Chinesen.

Doch der Konsum kommt: Im vergangenen Jahr wuchs die Binnennachfrage um 14,4 Prozent. Unternehmen, die das frühzeitig erkannt und ihre Geschäftsstrategie angepasst haben, wachsen trotz der aktuellen Exportrückgänge weiter. „Deutsche Firmen, die als Zulieferer oder Hersteller für chinesische Endkunden produzieren, sind deshalb vom Wachstumsrückgang bisher wenig betroffen“, sagt Alexandra Voss von der deutschen Auslandshandelskammer in Peking. Im Gegenteil: Durch die Transformation der chinesischen Wirtschaft entstünden besonders für deutsche Unternehmen mit qualitativ hochwertigen Produkten viele neue Chancen.

Nicht allen deutschen Unternehmen geht es so rosig wie den Automobilzulieferern oder Maschinenbauern. Nach dem massiven Stimulus vor drei Jahren kam es zu großen Überkapazitäten und sinnlosen Projekten – eine schale Investitionssuppe, die einige jetzt auslöffeln müssen.

China wächst weiterhin

Das Unternehmen Lenord + Bauer ist seit Anfang 2011 mit einem Vertriebsbüro in Shanghai. Seine Controller für Windturbinen und Sensoren für die Schienenverkehrstechnik produziert es weiter in Oberhausen. China-Chef Reiner Waffenschmidt klagt über Auftragsrückgänge von bis zu 75 Prozent. „In den vergangenen Jahren wurden wie verrückt Anlagen in China aufgebaut, die aber zu 40 Prozent nicht laufen“, sagt er. „Entweder fehlt der Stromanschluss, oder es fehlen Fachkräfte, die die Anlagen warten.“ Die Regierung will nun erst einmal Überkapazitäten abbauen.

Auch Waffenschmidt sagt, die Leidtragenden seien vor allem chinesische Unternehmen. Deutsche Firmen hätten dagegen stets auf Qualität gesetzt, was sich jetzt auszahle. Überkapazitäten, Fehlinvestitionen, Exportschwäche, Übertreibungen im Immobiliensektor – all das sind Teile des China-Bildes, die der Realität entsprechen. Fakt ist aber: China wächst weiterhin – und zwar schneller als der Rest der Welt.

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