Schluss mit Rekordlaune Manager treten auf "Euphoriebremse"

Industrie Quelle: dpa

Der Ifo-Geschäftsklima-Index kann nicht an die Rekorde der letzten Zeit anknüpfen. Vor allem der starke Euro und die jüngsten Börsenturbulenzen sorgen für Verunsicherung.

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Die Rekordjagd der deutschen Wirtschaft neigt sich dem Ende entgegen und lässt die Champagnerlaune allmählich verfliegen. Die Firmen-Manager schraubten ihre Erwartungen im Februar merklich herunter und waren auch mit der aktuellen Lage weniger zufrieden als zuletzt. Dies geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Ifo-Geschäftsklima hervor. "Die deutsche Wirtschaft tritt auf die Euphoriebremse", sagte Ifo-Chef Clemens Fuest. Der starke Euro macht den Exporteuren laut den Münchner Forschern zunehmend das Leben schwer. Zudem löse der in Berlin ausgehandelte Koalitionsvertrag von Union und SPD keine Jubelstürme in der Wirtschaft aus: "Die Unternehmen kommen darin ja kaum vor. Man ist etwas ernüchtert", so Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.

Eine konjunkturelle Trendwende sei allerdings aus dem Stimmungsdämpfer noch nicht herauszulesen: Der März-Index könne ein deutlicheres Bild zeichnen, so Wohlrabe. Dann dürfte klar sein, ob das schwarz-rote Regierungsbündnis in Berlin zustande gekommen ist. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht die Weichenstellungen der potenziellen Koalitionspartner kritisch: "Zentrale wachstumspolitische Aufgaben wie die Mobilisierung privater Investitionen, die Erhöhung öffentlicher Investitionen oder auch die Steigerung des Erwerbspersonenpotenzials sind entweder vernachlässigt oder nicht als prioritär eingestuft worden", teilte der BDI in einer Detail-Analyse des Koalitionsvertrags mit.

"Keine Rezessionsbotschaft"

Neben einer Unzufriedenheit über die politische Entwicklung dürften auch die konjunkturellen Rahmenbedingungen für die Eintrübung der Stimmung in der Wirtschaft gesorgt haben: "Es wirkt mehr und mehr so, als ob der aktuelle Aufschwung seinen Höhepunkt gerade erreicht oder bereits überschritten hat", so Fondsmanager Thomas Altmann vom Finanzhaus QC Partners. Die Erwartungen der Firmen sanken im Februar auf das niedrigste Niveau seit zehn Monaten. Der Chefökonomen der DekaBank, Ulrich Kater, sieht im Ifo-Index aber keine Rezessionsbotschaft: "Vielmehr gleichen sich die unrealistisch hohen Stimmungswerte der immer noch sehr guten Lage an."

Die Unternehmer waren zwar weniger zufrieden mit ihrer Lage, dennoch zeigte das Barometer den zweithöchsten Stand seit 1991 an. Der Geschäftsklima-Index fiel insgesamt auf 115,4 Punkte von 117,6 Zählern im Vormonat: "Einen einzelnen Monatswert wollen wir jedoch nicht überbewerten", so NordLB-Ökonom Christian Lips. Neben anderen Effekten habe aber auch der "hohe Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie" mit dazu beigetragen, die Laune der Manager zu trüben. Und im Tarifstreit bei E.ON hat die Gewerkschaften IG BCE jüngst zu neuen Warnstreiks aufgerufen.

Die anhaltend hohe Beurteilung der Geschäftslage spricht laut Ifo für einen schwungvollen Start ins Jahr. Die Forscher erwarten, dass die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um 0,7 Prozent zulegen und der Konjunkturmotor seine Drehzahl gegenüber dem Jahresende 2017 so noch einen Tick steigern kann.

"Die Auftragsbücher der Unternehmen sind voll und die Beschäftigungssituation ist äußerst günstig - besser geht es kaum", sagte Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank in Vaduz. Dass das Ifo-Barometer dennoch nachgegeben hat, führt er unter anderem auf die von US-Präsident Donald Trump vorgeschlagenen Handelshürden und die gestiegenen längerfristigen Finanzierungskosten zurück: "Auch die Börsenturbulenzen werden den ein oder anderen Firmenlenker verunsichert haben."

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