Schwächelnde Konjunktur Italiens Wirtschaft schlittert in die Rezession

Italiens Wirtschaft schlittert in eine Rezession Quelle: dpa

In Italien hat sich der Abschwung der Wirtschaft 2018 im Schlussquartal fortgesetzt. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone ist damit in die Rezession gerutscht.

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Die Wirtschaft der Euro-Zone wächst nur noch schwach und muss eine Rezession in Italien verkraften. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte zwischen Oktober und Dezember 2018 lediglich um 0,2 Prozent zum Vorquartal zu, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag mitteilte. Im Sommer hatte es im selben Umfang zugelegt, nach einem Plus von 0,4 Prozent im Frühjahr. Mit der Flaute hat sich das Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone nun auf dem niedrigsten Niveau seit vier Jahren eingependelt.

Spaniens Wirtschaft wuchs Ende 2018 mit 0,7 Prozent deutlich schneller. Und auch in Frankreich lief es trotz der politischen Turbulenzen um die Proteste der „Gelbwesten“ mit einem Plus von 0,3 Prozent besser als im Durchschnitt der Euro-Zone. Deutschland dürfte laut Statistischem Bundesamt ein „leichtes Plus“ geschafft haben. Vorläufige Daten hierzu werden aber erst im Februar erwartet.

Italiens Wirtschaft schrumpfte um 0,2 Prozent und steckt nun in einer technischen Rezession, nachdem das BIP zwei Quartale in Folge gesunken ist. „Italien muss strukturelle Defizite angehen und politische Grabenkämpfe einstellen“, forderte DIW-Ökonom Stefan Gebauer. Zum allergrößten Teil seien die Probleme hausgemacht. Erneut habe vor allem die schwache Inlandsnachfrage das Wachstum gedämpft: „Verantwortlich dafür sind in erster Linie strukturelle Probleme, etwa die niedrige Produktivität und Investitionstätigkeit der Unternehmen, anhaltende Risiken im Bankensektor, geringe Einkommenszuwächse und eine weiterhin hohe Jugendarbeitslosigkeit.“

Bei der Lage auf den nationalen Arbeitsmärkten gibt es nach wie vor starke Unterschiede in der Eurozone. Dennoch bleibt die Arbeitslosigkeit im Dezember auf dem tiefsten Stand seit zehn Jahren.

Unsicherheit belastet

Die Regierungskoalition im Rom will teure Wahlversprechen finanzieren, vor allem ein Grundeinkommen und ein niedrigeres Renteneintrittsalter. Ministerpräsident Giuseppe Conte setzt darauf, dass sich die Wirtschaft wieder fängt. Doch das außenwirtschaftliche Umfeld ist voller Risiken, die nicht nur in Italien, sondern in der gesamten Euro-Zone die Perspektiven trüben: „Die Unsicherheit bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung in China, der ungelöste Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie der nahende Brexit lasten weiterhin auf dem Konjunkturausblick für 2019“, so Commerzbank-Ökonom Christoph Weil.
Nach Ansicht von Alexander Krüger, dem Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, fehlen „neue Treiber“ für mehr Dynamik. Erkennbar seien den Regierungen angesichts vielerorts hoher Staatsschulden in Bezug auf wachstumsfördernde Maßnahmen die Hände gebunden: „Und die Munitionsdepots der Geldpolitik sind ziemlich leer. Dies beunruhigt, zumal der Wachstumshype ohne das EZB-Zinsdoping wohl schon längst Makulatur wäre.“

Neben den Nullzinsen war der Kauf von Wertpapieren in den vergangenen Jahren das wichtigste Instrument der EZB, um die Konjunktur zu stützen. Diese Geschäfte wurden aber Ende 2018 eingestellt bei einem Volumen von mehr als 2,6 Billionen Euro. Die EZB hat auf ihrer jüngsten Zinssitzung zudem die bisherige Einschätzung gekippt, dass sich bei den Perspektiven für das Wirtschaftswachstum Chancen und Risiken weitgehend die Waage halten. Nunmehr würden die Gefahren überwiegen. Eine Rezession hält EZB-Chef Mario Draghi aber für unwahrscheinlich.

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