
Es ist schon erstaunlich: Da bricht in Deutschland die Produktion auf breiter Front ein, die Unternehmen beklagen leere Auftragsbücher und Wirtschaftsforscher prophezeien für dieses Jahr ein Minus beim Bruttoinlandsprodukt von sechs Prozent.
Doch die Konsumenten scheint das alles nicht zu jucken. Sie lassen sich ihre Laune durch die negativen Nachrichten offenbar nicht verderben. Das zumindest legt der von der GfK heute veröffentlichte Konsumklimaindex für April nahe, der gegenüber März unverändert bei 2,5 Punkten notiert.
Erstaunlich ist vor allem, dass sich die Teilindizes für die Einkommens- und Konjunkturerwartungen sogar verbessert haben.
Was steckt hinter diesem eigentümlichen Bild?
Dass die Konsumenten die konjunkturelle Entwicklung mit Blick auf die kommenden Monate wieder etwas besser einschätzen, liegt wohl daran, dass es in ihren Augen kaum schlimmer kommen kann als derzeit.
Auch die Unternehmen haben in Umfragen die Entwicklung auf Sicht der nächsten sechs Monate zuletzt etwas günstiger eingeschätzt. Die verbesserte Stimmung der Firmen strahlt auf die Verbraucher ab. Ein solches Muster hat es auch in früheren Zyklen gegeben.
Trotz Krise steigen die Transfereinkommen
Schwieriger ist die Erklärung, warum auch die Einkommenserwartungen gestiegen sind.
Hier dürfte eine Rolle spielen, dass die Unternehmen derzeit noch versuchen, mit Kurzarbeit Entlassungen zu vermeiden und Einkommenseinbußen durch betriebliche Aufstockungen des Kurzarbeitergeldes überschaubar bleiben. Viele Kurzarbeiter hegen offenbar die Hoffnung, bei anziehender Konjunktur wieder auf ihren angestammten Arbeitsplatz zurück kehren zu können.
Darüber hinaus ist von Bedeutung, dass die Transfereinkommen trotz Krise steigen. Die Regierung hat angekündigt, die Renten sowie die Hartz-IV-Sätze kräftig zu erhöhen. Da in Deutschland der Anteil der Transferempfänger steigt, die vom Einkommen derer leben, die arbeiten, kann der Anstieg der Einkommenserwartungen nicht wirklich überraschen.
Eine Rolle spielt zudem, dass die Regierung im Rahmen des Konjunkturpakets II beschlossen hat, einen Kinderbonus zu zahlen, den Eingangsteuersatz abzusenken und den Beitrag zum Gesundheitsfonds zu reduzieren. Dies dürfte zur allgemeinen Aufhellung der Einkommenserwartungen beigetragen haben.
Der private Konsum wird die Konjunktur nicht retten
Gleichwohl wäre es verfehlt, aus der Stabilität des GfK-Konsumklimas zu schließen, der private Konsum werde die Konjunktur retten. In den nächsten Monaten werden die Unternehmen verstärkt zu Entlassungen greifen, weil sie erkennen, dass sie einen großen Teil der Kurzarbeiter mittelfristig nicht mehr beschäftigen können.
Rollt die Entlassungswelle an, wird das auch die Konsumlaune von Transferempfängern wie Rentnern und Arbeitslosen einen Dämpfer verpassen. Denn der Abbau von Jobs erodiert die Finanzierungsgrundlage ihrer Einkommen.
Daher ist zu befürchten, dass mit der Eintrübung der Lage auf dem Arbeitsmarkt in den nächsten Monaten auch das Konsumklima sowie der private Verbrauch auf Talfahrt gehen werden. Einen Vorgeschmack darauf liefert bereits die Teilkomponente im GfK-Index für die Anschaffungsneigung: Sie ist im April spürbar gesunken.