




Die Prinzregentenstraße gehört zu den feineren Adressen in München. Auf der einen Seite des schicken Boulevards erstreckt sich der Englische Garten. Daneben liegt das Haus der Kunst mit der legendären und immer noch angesagten Nobeldisco P1 an der Rückseite. Von der anderen Seite der Straße führen malerische Gassen mit Kopfsteinpflaster Richtung Innenstadt. Anwälte, Wirtschaftsprüfer, Werbetreibende oder Berater haben hier ihre Büros. Mittags speisen viele bei einem der feinen Italiener unten in den Häuserzeilen.
In einem der Büros an der Prinzregentenstraße sitzt Jürgen Schorn und lächelt zufrieden. Schorn ist einer der Geschäftsführer bei Bauwerk Capital, einem Immobilienentwickler, der sich auf Premium-Objekte und die entsprechende Kundschaft spezialisiert hat. Das Wort 'Luxus' mag Schorn nicht, "das klingt zu sehr nach Verschwendung".
Bauwerk offeriert einer erlesenen Klientel Wohnungen ab einer Million Euro aufwärts, und das Geschäft brummt. Die Nachfrage war zuletzt zeitweise so groß, dass das Unternehmen fünf Telefone ganztägig besetzt hatte. "Die Käufer sind fast alles Eigennutzer", sagt Schorn, "wir haben kaum Kapitalanleger." Freiberufler, Führungskräfte, Doppelverdiener mit Kindern – das sind Schorns Kunden. Von einer Immobilienblase will er nichts wissen.





Die Kehrseite des Immobilienbooms: Schon Familien mit Durchschnittseinkommen können sich München kaum noch leisten und werden zunehmend ins Umland vertrieben. Geringverdiener haben sowieso keine Chance mehr, in der bayerischen Landeshauptstadt bezahlbaren Wohnraum zu finden. "Befinden Sie sich in einem festen Arbeitsverhältnis", lautet die erste Frage, ruft man in München eine Maklerfirma an – noch bevor die Mitarbeiterin das obligatorische "Grüß Gott" in die Leitung geflötet hat.