Städteranking 2014 Die besten Städte für Familien

Beim Thema Familienfreundlichkeit punkten im exklusiven WiWo-Städteranking vor allem kleinere Uni-Städte. Zudem holen einige Industriestädte auf, während die Städte aus dem Westen abfallen.

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Wo die Wirtschaft brummt, ist nicht zwangsläufig auch das Leben besonders attraktiv. Volle Straßen, hohe Mieten, wenig Grünflächen ­– das schreckt ab und verleitet Bürger dazu, sich im Umland anzusiedeln. Damit eine Stadt dauerhaft funktioniert, muss sie deshalb einen Spagat schaffen: Der wirtschaftliche Erfolg darf nicht auf Kosten der Lebensqualität gehen. Wer das verpasst, setzt eine Abwärtsspirale in Gang. Ist der Standort nicht mehr lebenswert, wollen weniger Menschen in diese Stadt ziehen. Das macht es für Arbeitgeber schwieriger, gute Mitarbeiter zu finden und kann sie letztlich ebenfalls zur Abwanderung bewegen.

In unserer Infografik finden Sie die das Niveau- und Dynamikranking sowie die Stärken- und Schwächenprofile aller untersuchten Städte des gemeinsamen Rankings der WirtschaftsWoche und Immobilienscout24.

Jenseits der großen Zentren

Aufbauend auf dem umfassenden WiWo-Städteranking haben wir deshalb in diesem Jahr erneut das Ranking „familienfreundliche Stadt“ errechnet. Für das Ranking „familienfreundliche Stadt“ wurden die 69 kreisfreien Großstädte in Bezug auf sechs Faktoren verglichen. Zum einen flossen die Bildungschancen in die Bewertung ein, dafür wurden die Städte nach dem Anteil von Schulabbrechern ohne Abschluss und der Verfügbarkeit von Ausbildungsplätzen verglichen. Zudem flossen die Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkinder in die Bewertung mit ein, dafür wurde die Anzahl von Kita-Plätzen verglichen. Außerdem wurde das städtische Umfeld auf seine Familienfreundlichkeit beurteilt. Dafür wurden die Anzahl der Straftaten und der Anteil naturnaher Flächen am Stadtgebiet untersucht. Zuletzt fließt eine Komponente ein, die abbildet, inwiefern das Verhalten der Bewohner der Städte selbst das familienfreundliche Klima spiegelt: Dafür wurde die Anzahl der Geburten pro Frau im entsprechenden Alter (Fertilität) verglichen.

Die besten Städte für Familien: Punkte im Familienindex des Wiwo-Städterankings. (zum Vergrößern bitte anklicken)

Wie zu vermuten finden sich die Sieger in Sachen Familienfreundlichkeit auch in diesem Jahr jenseits der großen Zentren. Mit Darmstadt und Jena teilen sich diesmal zwei Städte den ersten Platz, die schon im vergangenen Jahr an der Spitze standen. Jena, im vergangenen Jahr noch auf Platz 2, hat sich seitdem noch einmal deutlich verbessert. In Jena ist die Versorgung mit Kita-Plätzen so hoch wie in keiner anderen Stadt, die Anzahl der Schulabgänger ohne Abschluss (Platz 5) und der Straftaten (Platz 4) ist hier besonders gering. Auf den Plätzen folgen wie in den vergangenen Jahren die Städte Erlangen, Heidelberg und Potsdam. An der Spitze liegen also nach wie vor in erster Linie klassische Universitäts- und Verwaltungsstandorte. Vor allem die geringe Größe und das hohe Bildungsniveau vor Ort – das mit geringeren Kriminalitätsraten und besseren Jobperspektiven einhergeht – kommen diesen Städten zu Gute.

Nachhaltige Modelle zur Stadtentwicklung

Dennoch gibt es auch Veränderungen im Ranking. So folgt auf Rang 6 mit Wolfsburg die erste Industriestadt. Im vergangenen Jahr lag die Autostadt nur auf Platz 11, Wolfsburg punktet vor allem mit niedrigen Straftaten (Rang 3) und einem geringen Anteil von Schulabgängern ohne Abschluss (Rang 9). Auch Pforzheim, ebenfalls industriell geprägt, hat sich deutlich verbessert und liegt jetzt auf Rang 7, beim Anteil der naturnahen Flächen erobert die Stadt sogar den Spitzenplatz. In diesen Städten hat man offenbar erkannt, dass Gewerbesteuereinnahmen nicht allein seligmachend sind. Nur wo es gelingt, dauerhaft auch als Ort zum Leben attraktiv zu sein, bildet sich ein nachhaltiges Modell zur Stadtentwicklung.

Auch einige ostdeutsche Städte gehören zu den Aufsteigern im Ranking. Neben Jena und Potsdam, die ihre Spitzenplatzierung aus dem Vorjahr halten können, ist Rostock (Platz 9) neu in den Top Ten.

Städte im Westen und Norden

Immer seltener gelingt das offenbar den Städten im Westen und Norden. So haben die beiden positiven Ausreißer aus dem Familienranking im vergangenen Jahr – Remscheid und Hagen – ihren Top-Ten-Platz eingebüßt. Am Ende des Rankings sind zudem die Städte aus West und Nord unter sich. Als schwächste Metropole landet Hamburg auf dem fünftletzten Platz, dahinter folgen Osnabrück, Mönchengladbach, Krefeld und Dortmund.

Im Vergleich der deutschen Metropolen ergibt sich in Fragen der Familienfreundlichkeit ein leicht differenziertes Bild. Am besten schneidet Stuttgart ab, die Stadt landet wie im Vorjahr auf Platz 15 und überholt damit ebenso wie Frankfurt (Platz 18) den Sieger des Städterankings München. Die bayrische Hauptstadt verliert in Sachen Familienfreundlichkeit deutlich an Boden, rutscht von Platz 13 auf Platz 20 ab. Eher schwach schneiden die beiden Millionenstädte Köln (48) und Berlin (54) ab, die jedoch auch in wirtschaftlichen Fragen nie ganz oben rangieren.

Überraschend ist daher das ebenfalls schwache Abschneiden von Düsseldorf (Platz 50) und vor allem Hamburg (Platz 65), beides wirtschaftlich sehr leistungsstarke Städte. In beiden Städten ist die Kriminalität jedoch unterdurchschnittlich hoch, auch die Geburtenrate ist zu gering. Hamburg gehört zudem bei der Zahl der Schulabbrecher und der Anzahl der Ausbildungsplätze zu den Schlusslichtern.

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