Statistisches Bundesamt Bald 5 Prozent Inflation? Experten erwarten weiteren Anstieg

Für den Inflationsanstieg im September ist einmal mehr die Entwicklung bei Energie verantwortlich. Quelle: dpa

Erstmals seit 28 Jahren ist die Inflationsrate in Deutschland über die Vier-Prozent-Marke geklettert. Ein wesentlicher Grund ist die Entwicklung im Energiemarkt. Ein Ende der Preissteigerung ist nicht in Sicht.

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Teure Energie hat in Deutschland die Inflationsrate im September erstmals seit fast 28 Jahren über die Vier-Prozent-Marke getrieben. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 4,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch eine frühere Schätzung bestätigte. Das ist der höchste Stand seit Dezember 1993, als die vom Wiedervereinigungsboom angefachte Inflationsrate sogar auf 4,3 Prozent kletterte. Im August lag sie noch bei 3,9 Prozent, im Juli bei 3,8 Prozent.

In den kommenden Monaten dürfte es weiter in Richtung fünf Prozent gehen, da die Unternehmen den Kostenschub durch gestiegene Preise für Materialien noch nicht vollständig an die Verbraucher weitergegeben haben. Als Konsequenz auf zunehmende Knappheiten wollen jetzt auch viele Einzelhändler ihre Preise anheben, wie das Ifo-Institut bei seiner Unternehmensumfrage herausfand. „Die Industrie hat Preiserhöhungen angekündigt und dies kommt jetzt zwangsläufig im Einzelhandel an“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.

Für den Anstieg im September verantwortlich ist einmal mehr die Entwicklung bei Energie: Sie kostete 14,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. „Wesentlich dafür waren die Basiseffekte, da wir die aktuellen Preise mit den sehr niedrigen Preisen des Vorjahres vergleichen“, sagte Christoph-Martin Mai vom Statistikamt. „Auch die zu Jahresbeginn eingeführte CO2-Abgabe wirkt insbesondere erhöhend auf die Teuerungsrate der Energieprodukte.“ Dabei verteuerte sich Heizöl mit 76,5 Prozent besonders stark, ebenso Kraftstoffe wie Benzin mit 28,4 Prozent. Auch Erdgas (+5,7 Prozent) und Strom (+2,0) kosteten mehr als vor Jahresfrist.



Nahrungsmittel verteuerten sich mit 4,9 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich stark. Gemüse kostete sogar 9,2 Prozent mehr, während für Molkereiprodukte und Eier 5,5 Prozent mehr verlangt wurden. Darüber hinaus verteuerten sich auch Gebrauchsgüter wie Fahrzeuge (+6,4 Prozent) oder Möbel und Leuchten (+4,4 Prozent) deutlich. Dienstleistungen kosteten 2,5 Prozent mehr, wobei sich Wohnungsmieten um 1,4 Prozent erhöhten.

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Die starke Teuerung ist allerdings auch auf temporäre Sondereffekte zurückzuführen. Dazu gehören das extrem niedrige Ausgangsniveau bei den Rohstoffpreisen, Pandemie- und Lockdown-bedingte Nachholeffekte oder die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung im Kampf gegen die Corona-Krise in der zweiten Jahreshälfte 2020.

Mehr zum Thema: Die Inflation steigt auf über 4 Prozent und der Inflationsdruck in der Wirtschaft wächst. Dennoch spielt das Thema in der aktuellen politischen Diskussion kaum eine Rolle. Und die EZB schießt gegen die Kritiker ihrer Geldpolitik. Zufall ist das nicht.

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