
Die Inflation ist auf dem Rückzug. Die Teuerungsrate ist im Dezember auf 1,1 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2006 gefallen. Experten halten bereits im Frühjahr eine Inflationsrate unterhalb der Ein-Prozent-Marke für möglich. Damit nicht genug. Auch andere Preissegmente geraten ins Rutschen: Die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte waren im Dezember zwar 5,3 Prozent teurer als vor einem Jahr, gegenüber November gab es hingegen ein Minus von 1,5 Prozent - und damit den stärksten monatlichen Rückgang seit 1949. Auch bei den Einfuhrpreisen gibt es deflatorische Tendenzen: Importgüter kosteten im November im Schnitt 1,3 Prozent weniger als vor einem Jahr. Gegenüber dem Vormonat gingen die Preise gar um 10,6 Prozent zurück.
Ist das alles nun gut oder schlecht? Fakt ist: Sinkende Verbraucherpreise sind gut für den Konsum und können die malade Konjunktur stabilisieren. Wer plötzlich für eine Tankfüllung 15 bis 20 Euro weniger zahlen muss, hat eben mehr Geld übrig für neue Kleidung, Bücher, CDs, Restaurant-und Kinobesuche oder ein paar Kölsch in der Kneipe. Bei Eigenheimbesitzern mit Ölheizung ist dank des Verfalls des Ölpreises fast schon ein zusätzlicher Familienurlaub drin.
Lage kann leicht kippen
Doch Vorsicht! Leicht kann die Lage umkippen und sich ins Gegenteil verkehren – wenn sich aus der „Disinflation“, wie Ökonomen sinkende Preissteigerungsraten nennen, eine „Deflation“ entwickelt, also ein echter und nachhaltiger Rückgang des allgemeinen Preisniveaus. Deflation kann die Wirtschaft in eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale reißen. Denn erwarten die Verbraucher, dass die Preise künftig spürbar sinken, halten sie sich bereits jetzt beim Kauf langlebiger Wirtschaftsgüter zurück – was wiederum den Abwärtstrend der Preise und Konjunktur beschleunigt.
Wer die sinkende Inflation nun als Garant für einen neuen Konsumboom verkauft, wandelt daher auf einem schmalen Grat.