Thomas Mayer "Nach der Finanzkrise droht die Geldkrise"

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"Europa muss ein Geldsystem wählen, das ohne Staat funktioniert"

Wofür benötigt man in dem System dann noch die Banken?

Die Geschäftsbanken machen wieder das, wofür sie ursprünglich einmal gegründet wurden:  Sie bieten ihren Kunden sichere Einlagen an und vermitteln zwischen Sparern und Investoren. Dazu werden sie in Kredit- und Zahlungsabteilungen aufgespalten. Diese können entweder getrennt oder unter dem Dach einer Holding betrieben werden. Die Zahlungsabteilung hat die Aufgabe, die Einlagen der Sparer sicher zu verwahren und muss sie deshalb vollständig mit Zentralbankgeld unterlegen. Die Kreditabteilung hingegen kann Einlagen von Sparern entgegen nehmen, um sie an Investoren zu verleihen. Mit dem Kreditvertrag verzichtet der Kreditgeber und damit der Sparer zeitweise auf die Nutzung von Aktivgeld zum Tausch gegen Güter und tritt diese an den Kreditnehmer ab. Zum Ausgleich für den Verzicht auf Nutzung und das Ausfallrisiko für den Kredit erhalten die Sparer Zinsen auf ihr Geld.

Um Geld eindeutig zu definieren und Betrug zu verhindern, muss das Geld per Gesetz als Aktivum definiert werden. Das bedeutet, dass der Gebrauch von Geld als Finanzierungsinstrument strafbar ist. Dann kann die Kreditabteilung der Bank keine Kredite und Geld mehr aus dem Nichts schöpfen. Alle Ausleihungen sind vollständig durch Ersparnisse zu decken.

Was wird in dem Aktivgeldsystem aus dem Euro?

Die Aktivgeldordnung bietet sich gerade für die Eurozone an. Der Euro als Kreditgeld benötigt außer einer Zentralbank einen Zentralstaat, der als Kreditgeber der letzten Instanz einspringt, wenn es zu Liquiditäts- und Solvenzkrisen von Banken oder Einzelstaaten kommt. Die Bürger Europas sind jedoch nicht bereit, ihre nationale Souveränität an einen europäischen Zentralstaat abzugeben. Als Ersatz haben sich die Regierungen über Verträge eine Art Schattenstaat zurechtgezimmert, der die Staatsbank EZB in ihrem Bemühen, den Euro stabil zu halten, unterstützen soll. Diesem Schattenstaat fehlt jedoch die demokratische Legitimation, um sich durchzusetzen. Das führt dazu, dass die EZB zum Spielball der unterschiedlichen nationalen Interessen geworden ist und von den Staaten ausgebeutet wird. Weil ein Zentralstaat in Europa am Widerstand der Bürger scheitert, muss man ein Geldsystem wie das Aktivgeld wählen, das ohne den Staat funktioniert.

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