Ultralockere Geldpolitik Frankreichs Notenbankchef verteidigt EZB-Kurs

Die EZB muss ihren ultralockeren Kurs beibehalten, um für mehr Inflation und Wachstum in Europa zu sorgen. Aber auch andere politische Entscheidungsträger müssen ihren Beitrag leisten, mahnt Frankreichs Notenbankchef an.

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Die Kritik an der Geldpolitik dürfe nicht übertrieben und solle mit mehr Rationalität geführt werden, sagte Frankreichs Notenbank-Präsident. Quelle: Reuters

Frankfurt Frankreichs Notenbank-Präsident François Villeroy de Galhau hat die ultralockere Geldpolitik der EZB gegen Kritik aus der deutschen Bankenbranche in Schutz genommen. Die Europäische Zentralbank (EZB) müsse ihren geldpolitischen Kurs beibehalten, um für mehr Inflation und Wachstum in Europa zu sorgen.

„Und ja, das tun wir mit Nachhaltigkeit“, sagte Villeroy de Galhau am Mittwoch in Frankfurt. Aber auch andere politische Entscheidungsträger müssten ihren Beitrag leisten. „Die Geldpolitik kann und soll nicht hier überlastet werden, obwohl zu viele Regierungen leider zurzeit davon versucht sind“, sagte das EZB-Ratsmitglied.

Deutsche Geldhäuser klagen schon seit längerem, dass es ihnen aufgrund der extremen Niedrigzinsen zusehends schwer fällt, auskömmliche Gewinne zu erzielen. Aus Sicht von Deutsche-Bank-Chef John Cryan richtet die EZB-Politik inzwischen mehr Schaden an als sie nutzt.

Geschäftsbanken im Euro-Raum müssen mittlerweile Strafzinsen zahlen, wenn sie über Nacht bei der EZB überschüssiges Geld parken. Die Notenbank hat den Einlagensatz auf das Rekordtief von minus 0,4 Prozent gesetzt. Der Leitzins liegt aktuell bei null Prozent. Außerdem pumpt die Zentralbank sei März 2015 über den Kauf von Staatsanleihen Woche für Woche Milliarden in das Finanzsystem, um die Kreditvergabe anzukurbeln.

Die Kritik an der Geldpolitik dürfe nicht übertrieben und solle mit mehr Rationalität geführt werden, sagte Villeroy de Galhau. Unter dem Strich hätten die jüngsten geldpolitischen Schritte positive Auswirkungen auf die Profitabilität der Geldhäuser. Er räumte aber ein: „Mit Blick auf die Dynamik der Zukunft müssen wir auf die Auswirkungen der negativen Zinsen auf die Rentabilität der Banken aufpassen.“

Befragt nach der aktuellen Geldpolitik, sagte der Gouverneur der Banque de France, Vorrang habe die Umsetzung des im Frühjahr beschlossenen umfangreichen Maßnahmen-Pakets. Die EZB hatte im März alle drei Schlüsselzinsen gesenkt und vier supergünstige langfristige Geldsalven für die Geschäftsbanken beschlossen.

Zudem ergänzte sie ihr großes Anleihen-Kaufprogramm um Firmenanleihen und stockte es auf 1,74 Billionen Euro auf. Die Käufe von Unternehmenstiteln liefen reibungslos, sagte der Notenbanker. Der EZB-Rat kommt am Donnerstag kommender Woche zu seiner nächsten Zinssitzung zusammen.

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