Umfrage unter Volkswirten Arbeitslosenzahl sinkt wohl auch im zweiten Halbjahr

Wenn die Bundesagentur für Arbeit am Dienstag ihre Zahlen veröffentlicht, sollten diese den positiven Trend bestätigen. Quelle: dpa

Der Aufschwung in Deutschland verliert etwas an Fahrt, doch der Arbeitsmarkt brummt weiter. Die Volkswirte der deutschen Großbanken zeigen sich auch für die nächsten sechs Monate optimistisch.

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Die deutsche Wirtschaft legt nach Einschätzung von Experten wieder etwas an Tempo zu, nachdem sie eher schwach ins Jahr gestartet war. Die Konjunktur zeige sich trotz internationaler Unsicherheiten erfreulich stabil, sagten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Davon profitiere auch der Arbeitsmarkt.

Die Ökonomen rechnen für die kommenden Monate mit einem stabilen Rückgang der Arbeitslosigkeit. „Der deutsche Arbeitsmarkt ist weiterhin in einer sehr guten Verfassung“, sagte Deutsche-Bank-Ökonom Marc Schattenberg. Eine Stütze sei die Binnenwirtschaft. Diese bekomme auch Antrieb von den jüngsten Tarifabschlüssen etwa im öffentlichen Dienst, die mehr Geld für viele Haushalte bedeuteten.

Die Weltwirtschaft bleibe in der zweiten Jahreshälfte dagegen ein Risikofaktor. Laut dem Ifo-Geschäftsklimaindex bewerteten Unternehmen zwar ihre aktuelle Lage etwas besser als zuletzt. Die Erwartungen für das nächste halbe Jahr haben sich aber verschlechtert.

„Sollte das Investitionsklima durch die Handelsstreitigkeiten nachhaltig negativ beeinflusst werden, wird das sicher auch nicht ohne Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt bleiben“, erklärte Schattenberg. Im ersten Quartal schwächelte der wichtige Außenhandel etwas, der starke Euro belastete die Geschäfte etlicher Exporteure. Dadurch werden Waren „Made in Germany“ auf dem Weltmarkt teurer.

Für den Juli erwarten die Fachleute zum Auftakt der Sommerpause einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit um 46.000 Menschen ohne Job auf rund 2,32 Millionen. Das wären dennoch rund 196.000 weniger als vor einem Jahr. „Das sind typische Ferieneffekte“, erklärte Commerzbank-Ökonom Eckart Tuchtfeld. Mit dem Beginn der Sommerferien würden viele Firmen ihre Einstellungen auf den Frühherbst verschieben. Die offiziellen Juli-Zahlen gibt die Bundesagentur für Arbeit (BA) an diesem Dienstag (31. Juli) bekannt.

In den ersten sechs Monaten war die Zahl der Arbeitslosen um rund 295.000 gesunken. 2017 waren es zur gleichen Zeit etwas mehr als 300.000. Für 2018 rechnen die Ökonomen der großen deutschen Geldhäuser mit einem durchschnittlichen Rückgang der Arbeitslosenzahl um 100.000 bis 150.000 auf 2,3 bis 2,35 Millionen. Die Denkfabrik der BA, das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), geht in ihrer aktuellen Jahresprognose im Durchschnitt von rund 2,33 Millionen Menschen ohne Job aus. Das sind 200.000 weniger als im Vorjahr.

„Der größte Unsicherheitsfaktor bleibt der Protektionismus“, sagte Gregor Eder von der Allianz. Vor allem die von US-Präsident Donald Trump angedachten Zölle auf europäische Autos hätten die deutsche Wirtschaft belasten können. Dass diese nun erst einmal vom Tisch sind, sei positiv. Aber: „Wir würden nicht sagen, dass die Gefahr ganz und gar verschwunden ist“, betonte Tuchtfeld. Man habe in der Vergangenheit schon so manche Wende der US-Politik gesehen. „Aber für den Augenblick hat sich der deutsche Konjunkturhimmel aufgehellt.“

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