US-Notenbank Federal Reserve Volkswirte glauben an Zögern Janet Yellens

Die Märkte schauen gebannt auf Mittwoch – dann wird die US-Notenbank ihren Zinsentscheid verkünden. Eine Zinserhöhung gilt als unwahrscheinlich und das könnte auch für den Rest des Jahres so bleiben.

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Bislang hat die US-Notenbankchefin erst einmal in ihrer Amtszeit die Zinsen erhöht. Quelle: AP

Washington/New York Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wird in dieser Woche die Zinsen zum sechsten Mal hintereinander unverändert belassen. Sie wird aber Hinweise auf ihre Absicht, die Finanzierungskosten bald anzuheben, verstärken. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von Bloomberg unter Volkswirten.

Die Beobachter der US-Notenbank sehen eine Wahrscheinlichkeit von 54 Prozent für im Dezember steigende Zinsen und nur von 15 Prozent bei der Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) am 20. und 21. September. Die Frage, ob die Fed eine stärkere Absicht kommunizieren wird, die Zinsen in naher Zukunft zu erhöhen, bejahten 65 Prozent der Ökonomen in der Umfrage.

Welche Entscheidung auch immer die US-Zentralbanker zwischen ihrer September-Sitzung und dem Jahresende treffen, sie wird wahrscheinlich unter dem Gesichtspunkt der Auswirkungen auf die US-Präsidentschaftswahlen gesehen werden. Die langsame Konjunkturerholung hat die Amerikaner polarisiert, bei Themen von Einwanderung über Handel bis zu den Zinsen.

Nach Einschätzung von Carl Tannenbaum, Chefvolkswirt bei The Northern Trust Company in Chicago wird die Fed abwarten: „Das fehlende Teil für die Voraussetzungen, die Zinsen zu erhöhen, ist die Inflation, und da ist die Debatte sehr heftig.“

Die jüngsten Konjunkturdaten fielen uneinheitlich aus: Der Einzelhandelsumsatz und die Industrieproduktion waren im August stärker rückläufig als erwartet, während stetig neue Arbeitsplätze geschaffen werden, durchschnittlich 232.000 in jedem der letzten drei Monate.

Inflation weiter unter dem Zielwert

Niedrige Rohstoffpreise und moderater Lohnzuwachs halten die Inflation indessen seit mehr als vier Jahren unter dem Zielwert der Fed von zwei Prozent. Ohne Berücksichtigung von Lebensmittel- und Energiepreisen, lag der von der Fed bevorzugte Preisindikator bei durchschnittlich 1,5 Prozent seit die Expansion im Juni 2009 begann, und ein anhaltend zu niedriger Wert könnte die Erwartungen der Öffentlichkeit zu den Preisen drücken.

Die US-Zentralbanker tun sich schwer, zu einer einheitlichen Botschaft zu finden. Ihr Statement lautet, dass der Pfad des Leitzinses (der „Fed Funds Rate“) vom wirtschaftlichen Ausblick, basierend auf den eingehenden Daten, abhängen wird. Aber ihre Ansichten darüber, was die Indikatoren für die geldpolitische Strategie bedeuten, gehen auseinander.


Fed-Beobachter beklagen verwirrende Kommunikation

Die befragten Fed-Beobachter sagten zu 69 Prozent, dass die Beschreibungen der geldpolitischen Strategie durch die Fed entweder extrem unklar oder ziemlich unklar waren. Nur 23 Prozent sagten, die Kommunikation der US-Notenbank sei sehr klar und einfach zu verstehen.

„Das Problem ist, dass sich die Abhängigkeit von Daten im Zeitverlauf entwickelt, und niemand wirklich sicher ist, was es bedeutet“, sagte Diane Swonk, Gründerin und CEO von DS Economics in Chicago. „Sie sagen, alles hängt von den Daten ab, aber tatsächlich geht es um Daten, Ereignisse und eine Prognose.“ Swonk erwartet, dass die Fed die Zinsen unverändert belässt, aber signalisiert, dass sie später in diesem Jahr eine Erhöhung beabsichtigt, um damit den Dissens auf ein Minimum zu reduzieren.

Steigende Vermögenspreise erwartet

Wenn die Fed in dieser Woche die Zinsen nicht erhöht, halten 82 Prozent der befragten Ökonomen einen weiteren Anstieg der Preise für Anlagewerte an den Märkten für wahrscheinlich, aber nicht für sicher. Das könnte von Ereignissen abhängen, die auf der anderen Seite des Ozeans am selben Tag wie der Fed-Zinsentscheid stattfinden.

Weltweit weiten sich die Differenzen zwischen kurz- und langfristigen Renditen aus. Investoren spekulieren, dass der nächste geldpolitische Schritt der Bank von Japan, die ihre Zinsentscheidung nur wenige Stunden vor der Fed am 21. September verkünden wird, zu einer noch steileren Renditekurve führen wird.

„Es wird keine singuläre Reaktion auf das, was die Fed tut, geben - aber eine Reaktion im Kontext globaler geldpolitischer Trends, und mit besonderer Aufmerksamkeit auf der Bank von Japan“, sagte Karl Haeling, Leiter Strategic Debt Distribution bei der Landesbank Baden-Württemberg in New York.
Bloomberg News hat für die Umfrage zum Fed-Ausblick zwischen dem 12. und 14. September 50 Volkswirte befragt.

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