US-Notenbank Die Fed muss endlich den Zins erhöhen!

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Kommt das "Fed-Beben"?

Dieser Kapitalabfluss schwächt die jeweiligen Währungen, Beobachter warnen vor einem „Fed-Beben“ in den jeweiligen Ländern. Allerdings: ein großer Teil des Kapitals ist bereits 2013 abgeflossen, als die Fed erstmals öffentlich von Tapering, also einer weniger expansiven Geldpolitik, sprach.

Fondsmanager mussten mitansehen, wie innerhalb eines Jahres so viel Geld abfloss, wie vorher in zehn Jahren investiert wurde. Seit dem sind die Kapitalabflüsse gesunken, selbst im Fall einer Zinserhöhung rechnen viele Beobachter nicht mehr mit einem heftigen Ausschlag. Die Fed hat die Märkte lange vorbereitet, eine Zinswende ist eingepreist.

Hinzu kommt: aktuell ist die US-Wirtschaft eins der wenigen kleinen Zugpferde für das globale Wirtschaftswachstum. Es hilft der Welt also herzlich wenig, wenn die US-Notenbank eine für die heimische Wirtschaft falsche Geldpolitik betreibt, weil sie sich zu stark an den globalen Märkten orientiert.

Geht es nach den reinen Zahlen, hat die Fed ihre selbst definierten Auflagen längst erreicht. Die Arbeitslosenquote liegt mit 5,3 Prozent deutlich unter den von der Notenbank angestrebten 6,5 Prozent. Die Zahlen sind allerdings recht umstritten, da zum einen weiterhin mehr als acht Millionen Amerikaner auf Jobsuche sind. Zum anderen ist der Anteil der Teilzeitbeschäftigten hoch, viele sind auf mehrere Jobs angewiesen.

Zu spät wäre fatal

Allerdings steigen auch die realen Löhne wieder. Das erhöht den Inflationsdruck, die Löhne sind eine wichtige Komponente der Preisdynamik. Aktuell werden die Inflationsraten durch die niedrigen Preise für Öl gedämpft, weshalb viele Marktbeobachter keinen Grund für eine Zinserhöhung sehen.

Das sind die Gewinner und Verlierer der Währungsschwäche

Vergessen wird dabei allerdings, dass eine Zinserhöhung eine gewisse Zeit braucht, um ihre volle Wirkung zu entfalten. In der Realwirtschaft sind die Folgen mit bis zu anderthalb Jahren Verzögerung spürbar. Reagiert die Fed also zu spät, läuft sie Gefahr, die Zinsen in großen Schritten erhöhen zu müssen, um eine übersteuernde Wirtschaft zu verhindern.

Die Gefahr des Übersteuerns ist groß, denn Vorhersagen deuten darauf hin, dass die realwirtschaftlichen Auswirkungen des Anleihekaufprogramms QE3 die US-Wirtschaft erst im kommenden Jahr voll treffen werden.

Umso wichtiger ist es, die Zinsen rechtzeitig zu erhöhen. Zu große Zinssprünge könnten der Weltwirtschaft schaden, zudem müssen die verzerrten Märkte wieder eingefangen werden. Das gilt insbesondere für die Rentenmärkte. Werfen Staatsanleihen wieder eine höhere Rendite ab, sinkt automatisch die Blasengefahr bei Aktien oder Immobilien.

Das wichtigste Argument, welches Fed-Chefin Yellen in den Aktionsmodus versetzen sollte, ist aber ein anderes. Verschiebt sie die Zinswende weiter, riskiert sie nicht weniger als die Glaubwürdigkeit der Notenbank. Findet sich immer wieder ein Argument, um die Zinswende aufzuschieben, wissen die Märkte nicht mehr, woran sie glauben sollen.

Also Frau Yellen: fassen Sie sich ein Herz und drehen Sie an der Zinsschraube. Es muss zunächst gar nicht viel sein. Aber der erste Schritt muss gemacht werden, und der Zeitpunkt dafür sollte nicht von den Märkte bestimmt werden!

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