US-Notenbank Yellen im Schatten von Trump

Trumps Präsidentschaft wirkt sich auch auf die Fed aus: Die Chefin der US-Notenbank wird bei der ersten Sitzung unter neuem Ruder zurückhaltend agieren. Eine weitere Zinserhöhung ist ohnehin unwahrscheinlich.

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Fed-Chefin Janet Yellen wird sich bei der ersten Sitzung der Fed unter der neuen Präsidentschaft voraussichtlich zurückhalten. Quelle: Reuters

New York Der Job von Janet Yellen ist seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten noch schwieriger geworden. Die Chefin der US-Notenbank (Fed) muss nun außer den wirtschaftlichen Daten auch die vielfältigen Aussagen von Trump und seinen Leuten beachten, um jede unbedachte Äußerung zu vermeiden, die eine politische Angriffsfläche bieten könnte.

Denn der Kurs der Fed zu einer Normalisierung der Geldpolitik und höheren Zinsen widerspricht dem offensichtlichen Bemühen der Regierung Trump, den Dollar zu schwächen, um damit den heimischen Unternehmen zu helfen.

Bei der ersten Sitzung der Fed unter der neuen Präsidentschaft an diesem Mittwoch wird sich Yellen daher voraussichtlich zurückhalten. Ohnehin rechnet niemand mit einer weiteren Zinserhöhung – laut dem Analysten Marc Chandler von der US-Bank Brown Brothers Harriman beispielsweise liegt die Chance bei null Prozent. Aber es spricht einiges dafür, dass die Geldpolitiker sich auch in den nächsten Monaten nur sparsam zu Zinserhöhungen äußern werden.

Ein Grund dafür ist, dass die große Trump-Euphorie etwas gewichen ist. Der neue Präsident hat bisher wenig über seine künftige Steuerpolitik gesagt – darauf beruhten aber vor allem die Wachstumshoffnungen. Stattdessen legt er momentan mehr Wert auf seine Handelspolitik, die als tendenziell wachstumsfeindlich gilt. Die Gefahr, dass die US-Wirtschaft überhitzt und die Fed mit weiteren Zinserhöhungen zu spät kommt, erscheint daher geringer.

Die Daten sind aber nicht so, dass sie eine Zinserhöhung dringend erscheinen lassen. Der Professor und ehemalige Notenbanker Narayana Kocherlakota weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass zurzeit kaum Inflationsdruck zu spüren sei. Zudem ist das US-Wachstum im vierten Quartal 2016 mit 1,9 Prozent (hochgerechnet auf ein Jahr) relativ schwach ausgefallen.

Yellen hatte in den vergangenen Wochen recht mutig von mehreren Schritten im laufenden Jahr gesprochen. Sie und andere Geldpolitiker hatten darauf hingewiesen, dass die US-Wirtschaft recht robust sei. Zurzeit gibt es keinen Grund, mehr zu tun. Spannender könnte es Mitte Februar werden, wenn Yellen zum ersten Mal dem neu zusammengesetzten Parlament Rede und Antwort stehen muss.

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