Der Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, hat die Geldpolitik angesichts der in die Höhe geschossenen Inflation zum Handeln aufgefordert. Die Notenbanken gingen davon aus, dass es bei dem aktuellen Anstieg der Teuerung um einen temporären Effekt handele, sagte Sewing am Montag auf der Euro Finance Week in Frankfurt.
„Diese Meinung teilen unsere Ökonomen nicht.“ Kunden der Deutschen Bank richteten sich darauf ein, dass die hohen Raten länger anhalten werden. „Ich denke, dass die Geldpolitik hier gegensteuern muss – und das eher früher als später.“
Die Folgen der ultralockeren Geldpolitik würden sich immer schwerer heilen lassen, je länger die Zentralbanken nicht gegensteuern, sagte Sewing. Die Inflation im Euro-Raum war im Oktober so stark geklettert wie seit über 13 Jahren nicht mehr. Angetrieben von einem kräftigen Kostenanstieg bei Energie erhöhten sich die Verbraucherpreise binnen Jahresfrist um 4,1 Prozent. In Deutschland war die Jahresteuerung im Oktober um 4,5 Prozent gestiegen.
Bislang rechnet die Europäische Zentralbank (EZB) allerdings damit, dass aus dem aktuellen Inflationsschub im Euro-Raum kein dauerhaftes Problem wird. Die EZB strebt mittelfristig zwei Prozent Inflation als Idealwert an. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass die Bedingungen für eine Zinsanhebung im kommenden Jahr erfüllt seien, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Montag vor dem Europäischen Parlament. Man erwarte weiterhin eine Abschwächung der Inflation im kommenden Jahr. Diese werde aber langsamer voran gehen als ursprünglich erwartet.
Mehr zum Thema: Finanzkrise, Coronakrise, Klimakrise: Alles kein Problem mehr, oder? Zumindest nicht finanziell, so scheint es. Die Politik will keinen Geldmangel mehr kennen. Immer neue Schulden sollen die Zukunft begrünen.