Verbraucherpreise Inflation in der Eurozone klettert auf 1,1 Prozent

Die Inflation in der Eurozone steigt – höheren Preisen für Öl und Gas sei Dank. Für den EZB-Chef Mario Draghi bedeutet das Mehr Druck. Politiker fordern das Ende der lockeren EZB-Zinspolitik.

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Höhere Preise für Energie lassen die Inflation steigen. Quelle: dpa

Frankfurt/Berlin Die jährliche Inflation in der Eurozone ist zum Jahreswechsel auf 1,1 Prozent geklettert gegenüber 0,6 Prozent im Vorjahr. Das teilte die Europäische Statistikbehörde Eurostat in ihrer ersten Schätzung am Mittwochvormittag mit. Ökonomen gingen im Vorfeld der Datenbekanntgabe davon aus, dass sich die Jahresteuerung im Euro-Raum im Dezember auf 1,0 von 0,6 Prozent erhöht.

Für die Europäische Zentralbank (EZB) ist die anziehende Inflation eine gute Nachricht. Denn sie strebt im gesamten Währungsraum stabile Preise an und sieht dies nur bei Inflationsraten von knapp zwei Prozent gewährleistet. Ihr Chef, Mario Draghi, hält am Ziel der zweiprozentigen Jahresteuerung fest. Im März 2016 hatte die Zentralbank beschlossen, die Leitzinsen weiter zu lockern – unter anderem, um die Inflation steigen zu lassen. Es gebe keine Grenzen für das, was die Bank innerhalb ihres Mandats tun werde, um das Ziel zu erreichen, sagte Draghi damals.

Bereits am Dienstag hatten die beiden größten Volkswirtschaften der Euro-Zone – Deutschland und Frankreich – Daten zur Inflation veröffentlicht. Im Schlepptau der steigenden Energiepreise klettert die Inflation in Frankreich auf das höchste Niveau seit gut zweieinhalb Jahren. Die Verbraucherpreise lagen im Dezember 0,8 Prozent höher als vor Jahresfrist.

In Deutschland kletterte die Teuerungsrate noch höher, auf den höchsten Stand seit Juli 2013. Auch hierzulande sorgten vor allem steigende Energiepreise dafür, dass Waren und Dienstleistungen im Dezember durchschnittlich 1,7 Prozent mehr kosteten als vor einem Jahr, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Allein in Nordrhein-Westfalen stieg die Jahresteuerung im Dezember auf 1,9 Prozent. Im November lag die Jahresteuerung noch bei 0,8 Prozent. Über das Gesamtjahr 2016 gesehen blieb der Preisdruck allerdings gedämpft – im Schnitt stiegen die Verbraucherpreise um 0,5 Prozent, nach 0,3 Prozent 2015.

Politiker schlagen dennoch Alarm ob des kletternden Preise. Unions-Mitglieder machten schon im Vorfeld der Datenveröffentlichung Druck auf den EZB-Chef Mario Draghi, den Leitzins anzuheben. „Die Nullzinspolitik bei steigender Inflation ist verheerend für den deutschen Sparer“, sagte etwa Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) dem Handelsblatt (Mittwochausgabe). „Die EZB muss schnellstmöglich beginnen, die Zinsen wieder Schritt für Schritt anzuheben“, forderte er.

Für CDU-Wirtschaftsexperte Carsten Linnemann geht es auch um die Glaubwürdigkeit der Notenbank. „Die EZB muss jetzt Flagge zeigen“, sagte der Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU dem Handelsblatt. „Sie hat die Nullzinspolitik bislang mit Deflationsgefahren begründet. Wenn jetzt die Inflation wieder anzieht, muss die EZB konsequenterweise die Zinsen erhöhen“, forderte Linnemann. „Ansonsten würde sich die Vermutung bestätigen, dass die Nullzinspolitik politisch motiviert ist, und die Zentralbank den südeuropäischen Ländern helfen will.“

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