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Verkehrte (Finanz)welt
Europa & USA bleiben bei der Zukunftsplanung hinter China zurück Quelle: imago images

China stellt Weichen für die Zukunft – Europa und USA schauen hinterher

Historisch betrachtet gab es immer wieder Wendepunkte. Auch jetzt befinden wir uns in einer solchen Zeit. Anleger und strategische Investoren müssen sich darauf einstellen. Und Europa muss aufpassen.

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Die Welt befindet sich im Umbruch – in vielerlei Hinsicht. Eine Weltmacht wird abgelöst. Menschliche Arbeit wird von Maschinen übernommen. Daten sind die neuen Rohstoffe. Die Schnelligkeit dieses Wandels ist atemberaubend. Dass uns das Angst macht ist menschlich, doch sollten wir nicht in Schockstarre verfallen.

Geopolitische Machtblöcke verschieben sich zugunsten Chinas

Wir erleben gerade den Sturz der USA als globale Wirtschaftsvormacht mit heute etwa 20 Billionen US-Dollar Bruttoinlandsprodukt (BIP). In voraussichtlich zehn Jahren werden sie von China (aktuell zirka 14 Billionen US-Dollar BIP) als größte Volkswirtschaft der Welt abgelöst.

Damit einher geht die Transformation Chinas von der billigen Werkbank der Welt zu einer stärker binnenwirtschaftlich orientierten Volkswirtschaft. Gestiegene Löhne, eine breitere Mittelschicht und eine zunehmende Urbanisierung treiben den Wandel voran. Hinzu kommt die Fokussierung auf Qualität anstatt Quantität und auf tiefere Wertschöpfungsketten mit höherwertigen, technologisch anspruchsvollen Produkten. Staatlich vorgegebene Entwicklungspläne, beispielsweise „Made in China 2025“, untermauern diesen Wandel. Ziel ist, in zehn klar definierten Zukunftsbranchen bis Mitte des kommenden Jahrzehnts die globale Technologieführerschaft inne zu haben und einen großen Teil der Wertschöpfungsketten im Land abzudecken; angefangen bei Künstlicher Intelligenz über neue Energien, Fahrzeugtechniken bis hin zu Medizin. Dafür wird der Forschung und Entwicklung sowie der Ausbildung junger Menschen höchste Priorität eingeräumt. Auch der Ausbau der „Neuen Seidenstraße“ und die Sicherung von Rohstoffvorkommen und landwirtschaftlichen Ressourcen – etwa durch ein stärkeres Engagement in Afrika – unterstützen den Aufstieg Chinas.

Die USA stemmen sich dagegen

US-Präsident Trump hingegen versucht, den Wandel mit „America-first“ aufzuhalten – grundsätzlich nachvollziehbar, aber nicht zukunftsfähig. Anstatt alte Industrien zu schützen, sollte er sich lieber auf die Modernisierung der eigenen Volkswirtschaft und deren Angebotspalette konzentrieren. Auch als Nummer zwei der Weltwirtschaft wird noch ein genügend großer Anteil der globalen Gesamtproduktion auf die USA entfallen. Wozu US-Unternehmen in der Lage sind, hat zuletzt die Riege der führenden Technologietitel gezeigt, die den privaten Sektor in wesentlichen Teilen der Welt nahezu vollständig digitalisiert haben. Handelsrestriktionen gefährden jedoch auch deren Geschäftsmodelle und letztlich die Wohlstandsgewinne, die in den vergangenen Jahren aus internationaler Spezialisierung und Arbeitsteilung resultierten.

Europa spielt eine Nebenrolle

Europa, hingegen, ist derzeit vor allem mit sich selbst beschäftigt und droht, wesentliche Entwicklungen zu verpassen. Der Haushaltsstreit mit Italien, die Frage der Verteilung von Flüchtlingsströmen, der Brexit oder die andauernde Diskussion über die Zukunftsfähigkeit des Euro lenken von der notwendigen Positionierung in der künftigen wirtschaftlichen Weltordnung und der Ausrichtung auf die Anforderungen der digitalisierten Zukunft ab. Es fehlt die Bereitstellung exzellenter Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln, also Grundlagenforschung, Bildung, Infrastruktur, effiziente öffentliche Verfahren usw. Dies sind wesentliche Gründe, weshalb sich europäische Champions in den Reihen der weltweit größten digitalökonomischen Technologiekonzerne kaum finden lassen.

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