Verkehrte (Finanz)welt

China stellt Weichen für die Zukunft – Europa und USA schauen hinterher

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Digitalisierung löst Globalisierung ab

Europa ist damit auch für eine weitere entscheidende Zeitenwende nicht optimal aufgestellt: den Übergang von der Globalisierung zur Digitalisierung. Initial gezündet aus dem Silicon Valley eroberten Apple, Amazon, Facebook & Co. die Welt. Verspätet, dafür aber umso schneller und sehr konsequent, stellte China die Weichen für die digitalisierte Zukunft.

Die Chance Europas ist, die zweite Welle der Digitalisierung nicht zu verpassen. Gerade der deutsche Mittelstand mit den Zugpferden wie Fahrzeug- und Maschinenbau, Chemie etc. kann zum Nutznießer der neuen Techniken werden. Dabei kommt es nicht unbedingt darauf an, die digitalen Werkzeuge zu entwickeln, sondern diese möglichst zielführend zur Optimierung bestehender Geschäftsfelder und Produktionsprozesse einzusetzen.

Auch in klassischen Industrien werden Daten zu einem immer wichtigeren Produktionsfaktor. Mit ihnen können Ineffizienzen erkannt, Wartungsintervalle optimiert und Reparaturen dezentral koordiniert werden. Dafür müssten sie nur erst erhoben werden.

Wichtig ist, was man draus macht…

Schon seit Jahrtausenden haben Menschen von Arbeitsteilung und Handel profitiert. Selbst wenn die große Zeit der globalisierungsbedingten Fortschritte vorüber ist, wäre es fatal, die Entwicklungen zurückzudrehen. Vielmehr besteht die Möglichkeit, den Schwachstellen der globalisierten Weltordnung mithilfe der Digitalisierung zu begegnen.

Beispielsweise können Bauteile dank 3D-Druck künftig nur bei Bedarf und direkt vor Ort hergestellt werden. Prekäre Arbeitsverhältnisse und lange, energieintensive Transportwege werden damit reduziert. Durch Automatisierung und Robotik könnte Produktion, die vor Jahren lohnbedingt ins Ausland abgewandert ist, in die Industrienationen zurückkehren. Andererseits können Menschen in allen Regionen der Welt viel enger in Wertschöpfungsketten integriert werden, etwa durch die Möglichkeit eines Online-Studiums oder durch dezentrale Arbeitsplätze. Auf diese Weise könnten viel größere Bevölkerungsteile von den Mehrwerten der internationalen Arbeitsteilung profitieren.

Letztlich ist die Digitalisierung nichts anderes als die Fortsetzung der Arbeitsteilung mit modernsten Mitteln. In diesem Sinne ist sie unser Werkzeug. Wir können sie zielführend einsetzen, um den menschlichen Alltag zu vereinfachen.

Wer Zeitenwenden nutzt, steht künftig vorn. Wer aber versucht, die Entwicklungen aufzuhalten oder abgelenkt ist, verliert Chancen. Europa sollte die eigene Zukunft, die Rahmenbedingungen des künftigen Wirtschaftslebens, selbst gestalten. Die Alternative ist, zu akzeptieren was andere Nationen definieren.

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