Währungen EZB-Direktor Panetta: Digitaler Euro könnte in drei oder vier Jahren kommen

Banknoten sollen solange verfügbar sein, wie es Nachfrage für sie gibt. Die EZB-Chefin kündigte indes an, entschlossen gegen die Inflation vorzugehen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der EZB-Rat wird wird im Oktober entscheiden ob die Entwicklung des digitalen Euro beginnen soll. Quelle: Reuters

Ein digitaler Euro könnte laut der Europäischen Zentralbank bereits in drei oder vier Jahren eingeführt werden. Voraussetzung sei allerdings, dass der EZB-Rat, die Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament grünes Licht für das Projekt gäben, betonte EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta im Gespräch mit der französischen Zeitung „Les Echos“.

Zugleich würden Banknoten verfügbar sein, solange die Nachfrage danach bestehe. Die EZB stehe in regelmäßigem Kontakt mit der EU-Kommission zum Projekt eines Digital-Euro, die im Juni einen Gesetzesvorschlag vorlegen werde, sagte der Italiener. „Damit wird der regulatorische Rahmen für den digitalen Euro geschaffen. Im Oktober wird der EZB-Rat dann entscheiden, ob eine Vorbereitungsphase zur Entwicklung und Erprobung des digitalen Euro eingeleitet werden soll.“ Diese Phase könne dann zwei bis drei Jahre dauern.

Um die Kompatibilität eines Digital-Euro mit anderen digitalen Währungen der Zentralbanken zu gewährleisten, arbeite die EZB eng mit den Zentralbanken der USA, Großbritanniens, der Schweiz, Kanadas, Japans und Schwedens zusammen. „Wir befinden uns in einer Vorlauf-Phase, in der wir unsere Fortschritte abgleichen, sagte Panetta in dem am Mittwoch auf der Website der EZB veröffentlichten Interview. Er fügte hinzu, dass noch mehr Arbeit erforderlich sei.

Wie das Finanzministerium in Berlin unlängst mitteilte, arbeiten derzeit 114 Staaten, die für 95 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung stehen, an digitalem Zentralbankgeld (CBDC).

Einige davon sind schon deutlich weiter als die Europa. So hatte hier beispielsweise der chinesische Renminbi Ende 2021 bereits über 260 Millionen Nutzer. Die EZB hatte im Herbst 2021 eine zweijährige Untersuchungsphase eingeleitet, um die Kerneigenschaften eines Digital-Euro zu bestimmen.

Lagarde: „Werden Zinssätze auf ein ausreichend restriktives Niveau anheben“

EZB-Chefin Christine Lagarde will im Kampf gegen die ausufernde Inflation entschlossen vorgehen. Nach Jahren zu niedriger Teuerung sei sie nun zu hoch und dürfte zu lange zu hoch bleiben, betonte die Französin in einem am Mittwoch veröffentlichten Blog anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der EZB. Das mindere den Wert des Geldes, verringere die Kaufkraft und treffe Menschen sowie Unternehmen im gesamten Euroraum: „Ganz besonders die Schwächsten in unserer Gesellschaft“, fügte sie hinzu.

>> Lesen Sie hier: Fünf Gründe, warum die Inflation so hartnäckig ist

Zugleich betonte sie, die EZB werde die Inflation zum Ziel von mittelfristig 2,0 Prozent zurückführen: „Aus diesem Grund haben wir die Zinssätze in Rekordzeit erhöht, werden sie auf ein ausreichend restriktives Niveau anheben und dort so lange wie notwendig belassen.“ Nur so könne die EZB die Inflation zeitnah zum Ziel zurückführen.

Die Europäische Zentralbank hat seit der Zinswende im Juli 2022 die Schlüsselzinsen bereits sieben Mal in rasanter Folge um insgesamt 3,75 Prozentpunkte angehoben. Auf der nächsten Zinssitzung am 15. Juni könnte nach Einschätzung der von Reuters befragten Volkswirte eine Erhöhung um einen viertel Prozentpunkt folgen.

Lagarde erklärte zur Arbeit der EZB in den vergangenen 25 Jahren: „Es war nicht immer einfach. Doch in wirtschaftlich guten wie auch schlechten Zeiten, unter der Führung meiner Vorgänger Wim Duisenberg, Jean-Claude Trichet und Mario Draghi, war die Europäische Zentralbank stets darauf bedacht, ihren Auftrag zu erfüllen und so das Fundament für die Zukunft Europas zu stärken.“

Am 25. Mai 1998 ernannten die Regierungen der damals elf teilnehmenden Mitgliedstaaten den Präsidenten, den Vizepräsidenten und die vier weiteren Mitglieder des Direktoriums der Europäischen Zentralbank. Deren Ernennung erfolgte mit Wirkung zum 1. Juni 1998 und begründete die Errichtung der EZB. Die EZB und die nationalen Zentralbanken der teilnehmenden Mitgliedstaaten bilden gemeinsam das Eurosystem, das die gemeinsame Geldpolitik ausgestaltet und festlegt. Nach dem Beitritt Kroatiens zu Jahresbeginn umfasst der gemeinsame Währungsraum mittlerweile 20 Staaten.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%