Wachstum und Beschäftigung wird das nicht fördern. Ein künstliches Absenken der Zinsen und ein Vermehren der Geldmenge machen eine Volkswirtschaft nicht reicher. Sie verursachen vielmehr eine Fehllenkung von Kapital und entwerten den Geldwert. Beides schwächt die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Es wird daher nur eine Frage der Zeit sein, bis die QE-Politiken das Vertrauen in den Yen und Euro spürbar schwächen. Was könnte daraus erwachsen? Sparer und Investoren könnten erkennen, dass die Geldmengenvermehrung nicht zum Stillstand kommen wird, dass ihnen der Zinsbezug nicht nur vorrübergehend, sondern dauerhaft entzogen ist.
Daraufhin fällt die Nachfrage nach Yen und Euro. Yen- und Euro-Schuldpapiere werden auf den Markt geworfen. Im Bestreben, einen dadurch drohenden Zinsauftrieb zu verhindern, kaufen die Zentralbanken die Wertpapiere und bezahlen die Käufe mit neu geschaffenem Geld. Die Geldmengen schwellen noch weiter an und lassen das Vertrauen in die Währungen schwinden. Eine „Abwärtsspirale“ kommt in Gang: Immer mehr Yen- und Euro-Wertpapiere werden auf den Markt geschmissen, die von den Zentralbanken mit neu geschaffenem Geld bezahlt werden. Yen- und Euro-Anleger wenden sich von Schuldtiteln ab und fragen andere Anlage nach – wie zum Beispiel heimische Aktien, Grundstücke und Immobilien. Ihre Preisinflation ist damit quasi vorprogrammiert.
Ökonomen zu den Staatsanleihenkäufen der EZB
"Die EZB sollte keine Staatspapiere kaufen, denn dann würde sie die Zinsen der Wackelstaaten weiter drücken und sie anregen, sich noch mehr zu verschulden. Der Kauf wird von Artikel 123 des EU-Vertrages zu Recht verboten, weil er einer verbotenen Monetisierung der Staatsschulden gleichkommt. Man sollte auch bedenken, dass selbst die US-Notenbank Fed keine Staatspapiere von Gliedstaaten kauft. Kalifornien, Illinois oder Minnesota stehen am Rande der Pleite, und doch hilft die Fed ihnen nicht mit Krediten. Es ist schlichtweg unakzeptabel, dass die EZB meilenweit über die Fed hinausgeht, obwohl Europa den gemeinsamen Bundesstaat noch gar nicht gegründet hat. Die EZB-Politik treibt die Staaten Europas in Gläubiger-Schuldner-Verhältnisse und wird längerfristig nichts als Streit und Spannungen erzeugen."
"Die EZB verfehlt ihr Mandat der Preisstabilität und ist dabei, ihr wichtigstes Gut zu verlieren: ihre Glaubwürdigkeit. In letzter Instanz ist der Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB ein notwendiges Übel, um ihrem Mandat gerecht zu werden. Je zögerlicher die EZB handelt, desto weniger effektiv ihre Geldpolitik und desto höher die Risiken."
"Ich sehe derzeit keine Deflationsgefahren, die Staatsanleihekäufe rechtfertigen könnten. Ohne die notwendigen Anpassungsprozesse in den Peripherieländern und dem ökonomisch vorteilhaften Ölpreisrückgang läge die aktuelle Inflationsrate in etwa um einen Prozentpunkt höher, als es derzeit der Fall ist. Die Jagd nach Rendite und die Risikobereitschaft an den Finanzmärkten würden weiter erhöht, der Anreiz, fürs Alter langfristig zu sparen, würde weiter vermindert."
"Seit Anfang 2009 ist der Zuwachs der Geldmenge M3 mit durchschnittlich 1,7 Prozent weit hinter dem Referenzwert von 4,5 Prozent zurückgeblieben, den einst EZB und Bundesbank für sinnvoll hielten. Entsprechend schwächelt die Konjunktur, während der Preisauftrieb auch ohne Öl gefährlich nah an die Deflation herankommt. In dieser Lage muss die EZB mit einer Offenmarktpolitik gegenhalten, also mit dem Kauf von Anleihen auf dem offenen Markt, der auch Staatsanleihen umfassen sollte."
"Es ist nicht notwendig, nun auch noch mit breit angelegten Staatsanleihekäufen auf den Ölpreisverfall zu reagieren. Die EZB sollte nicht nur auf Deflationsrisiken schauen, sondern auch berücksichtigen, dass sie als Käufer von Staatsanleihen den Regierungen zusätzlichen Anreiz gäbe, notwendige Strukturreformen aufzuschieben."
Fluchtpunkt US-Dollar
Doch das Yen- und Euro-Anlagekapital wird auch zusehends in die Auslandsmärkte drängen. Da der Großteil der Papiergeldersparnisse von der systemtreuen Banken- und Finanzindustrie verwaltet wird, ist das Ziel einer solchen Kapitalflucht absehbar: der US-Dollar. Für viele professionelle Anleger ist der Greenback die vergleichsweise vorteilhafteste, die sicherste Option: Der US-Dollar bietet die liquidesten Finanzmärkte, er ist aus Investorensicht unter den ungedeckten Papierwährungen immer noch das vergleichsweise geringstes Übel. Eine Fluchtbewegung in den US-Dollar würde Yen und Euro stark abwerten lassen gegenüber der Weltleitwährung.
Der Grund ist, dass die Zinsen als „Anpassungsparameter“ ausfallen, so dass die Anpassungslast der Kapitalflucht allein von den Wechselkursen zu tragen ist. Normalerweise steigen die Zinsen in dem Währungsraum, aus dem das Kapital flieht, und das dämpft die Abwertung der heimischen Währung gegenüber der Währung, in die das Kapital drängt. Steigende heimische Zinsen wirken der Kapitalflucht entgegen und mildern den Abwertungsdruck auf den Außenwert der heimischen Währung. Wenn jedoch ein Zinsanstieg durch die Geldpolitik verhindert wird, entlädt sich die Kapitalflucht durch den Verfall des Wechselkurses. Mit Blick auf die Tiefzinspolitik in Japan und dem Euroraum steht die Aufwertung des US-Dollar, die bereits gegen Ende 2012 eingesetzt hat, vermutlich erst noch am Anfang.
Nur eine Durchgangsstation
Der US-Dollar mag unter den ungedeckten Papierwährungen die erste Wahl sein, und er mag Yen- und Euro-Anlegern noch weitere Aufwertungsgewinne bescheren, wenn das Anlagekapital zusehends aus der „Peripherie“ des weltweiten Dollar-Devisen-Standards abwandert und hin zum vergleichsweise „härteren Kern“ drängt. Doch auch der US-Dollar wird Sparern und Investoren nicht das ersehnte Heil bringen. Er ist bestenfalls eine Durchgangsstation auf einem Fluchtweg, um der Zerrüttung des weltweiten ungedeckten Papiergeldsystems zu entkommen, die letztlich auch der amerikanischen Weltleitwährung bevorsteht.
Zu dieser Einschätzung passt ein Zitat des ehemalige Vorsitzenden der amerikanischen Zentralbank, Alan Greenspan, der Ende Oktober 2014 sagte: “Gold is a currency. It is still, by all evidence, a premier currency. No fiat currency, including the dollar, can match it.“ So gesehen wäre es nicht verwunderlich, wenn die “große Dollar-Aufwertung” nur der erste Schritt ist, auf den ein zweiter Schritt folgt: die wachsende Nachfrage nach Gold, dem ultimativen Zahlungsmittel.