Währungspolitik Droht uns ein Währungskrieg?

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Stagflation in Brasilien?

Wie der Abwertungswettlauf die Große Depression verschärfte.

Vor allem die Industrie Lateinamerikas leidet unter der Aufwertung. So hatte der Höhenflug des brasilianischen Real zwischen 2008 und 2011 die brasilianische Wirtschaft spürbar gebremst, eine Entwicklung wie sie Carstens nun auch für Mexiko befürchtet. Brasiliens Währungshüter sahen sich daher gezwungen, in den Devisenmarkt einzugreifen. Finanzminister Guido Mantega, der den Industrieländern seit Längerem vorwirft, einen Währungskrieg zu führen, gab jüngst zu: „Wir machen dirty floating, wie alle.“

Seit 2009 ist der Devisenbestand Brasiliens um rund die Hälfte auf nun 380 Milliarden Dollar gestiegen. Im vergangenen Jahr senkte die Zentralbank trotz hoher Inflationsgefahren die Zinsen. Nun kommen Zweifel auf, ob sie noch in der Lage ist, die Inflation unter Kontrolle zu halten. Brasilien, so die Sorge von Beobachtern, könnte in die Stagflation abrutschen.

Brasilien

Noch nicht wie in der Großen Depression

Daher steigt der Druck, den Zufluss von hot money aus den Industrieländern mit Kapitalverkehrskontrollen abzuwehren. Bereits 2012 hatte Brasilien seine Steuer auf ausländische Kapitalerträge von zwei auf vier Prozent angehoben. Nun planen auch Kolumbien und Peru, Finanzanlagen höher zu besteuern.

Noch hat der Protektionismus nicht das Ausmaß wie in der Großen Depression erreicht. Doch die Abwehrmaßnahmen der Schwellenländer gegen die Geldflut aus den Industrieländern könnten mittelfristig „das Ende der offenen Weltwirtschaft einläuten“, fürchtet Commerzbank-Chefökonom Krämer. „Der Abwertungswettlauf der Industrieländer kann schnell in eine weltweite Interventionsspirale münden“, warnt Krämer. Fehllenkungen von Ressourcen und Wachstumsverluste wären die Folgen.

Neue globale Geldordnung?

Mehr noch. Mit der globalen Geldflut drohen neue Monsterblasen an den Vermögensmärkten. Anleger sind schon jetzt in der Klemme. Die Geldschwemme hat die Kurse der meisten Anlageklassen weit über ihr faires Niveau gehoben. Am Anleihemarkt bekommen Investoren kaum mehr einen Inflationsausgleich, Bonitäts- und sonstige Risiken werden über die Rendite nicht mehr bezahlt – in keiner Währung. Am Aktienmarkt hat längst eine wahre Jagd auf die wenigen aussichtsreichen Papiere begonnen. Nahezu alle grundsätzlich attraktiven Papiere weisen inzwischen deutlich überhöhte Bewertungen auf. Zwar könnte die Geldschwemme die Kurse zunächst noch weiter anheben. „Doch spätestens wenn im Zuge einer Konjunkturerholung die Inflationserwartungen anziehen, wird die Geldschwemme auch die Verbraucherpreise in die Höhe treiben“, warnt Deutsche-Bank-Ökonom Mayer. Das Vertrauen der Menschen in das Papiergeld würde dann weiter schwinden.

Gänzlich ruiniert wäre es, wenn die aufgepumpten Blasen platzen und die Weltwirtschaft in eine neue Depression stürzt. Dann könnte der Zeitpunkt für eine neue globale Geldordnung gekommen sein. „Diese dürfte von den Schwellenländern ausgehen, weil sie ihren Wohlstand nicht länger vom westlichen Schuldgeldsystem abhängig machen wollen“, sagt Mayer.

Für Anhänger von Edelmetallen dürfte das eine gute Nachricht sein. Denn ein besseres Geldsystem müsste auf realen Werten wie Gold basieren statt auf fragwürdigen Zahlungsversprechen schuldenbesoffener Regierungen.

Das Vertrauen in das Papiergeld wird schwinden. Eine neue Geldordnung muss auf realen Werten wie Gold basieren.

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