Wechselkurse Vor- und Nachteile der Dollar-Schwäche

Fällt der Dollar, werden Importe billiger, Exporte für die Kunden teurer. Schwankende Wechselkurse haben je nach Art der Geschäfte Vor- und Nachteile. Was die aktuelle Dollar-Schwäche für Unternehmen bedeutet.

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Die Wechselkurse sind für die deutsche Wirtschaft ein sensibles Thema. Rund zehn Prozent der Exporte gehen in den Dollar-Raum. Steigt der Euro-Kurs, verteuern sich die Waren für die dortige Kundschaft. Umgekehrt bezahlen global aufgestellte Unternehmen ausländische Arbeitskräfte und Zulieferer häufig in Dollar – und können von der Schwäche des Greenback profitieren. Drei Fallbeispiele.

Airbus Quelle: LAIF/REA

Um 100 Millionen Euro sinkt beim europäischen Luftfahrtriesen EADS rein rechnerisch der Gewinn, wenn der Dollar gegenüber dem Euro einen Cent an Wert verliert. Das liegt vor allem an der wichtigsten Tochter Airbus. Die mit einem Umsatzanteil von rund zwei Dritteln größte Sparte produziert ihre Flugzeuge überwiegend in der Euro-Zone und bezieht nur einen Teil der Komponenten wie Triebwerke oder Elektronik aus dem Dollar-Raum. Doch fast alle Kunden– auch europäische Linien wie Lufthansa oder der Billigflieger Easyjet – bezahlen ihre Maschinen in der US-Währung.

Damit nicht jede Schwankung sofort das Ergebnis ruiniert, schützt sich EADS mit Sicherungsgeschäften, die ihm bei jedem Auftrag für Flugzeuge, Hubschrauber oder Waffen einen bestimmten Wechselkurs garantieren. Alles in allem hat der Konzern so einen Wert von mehr als 70 Milliarden Dollar abgesichert. Trotzdem will das Unternehmen vermehrt außerhalb Europas produzieren und bis 2020 rund 40 Prozent seiner Komponenten im Dollar-Raum einkaufen.

Der Flugzeugbauer Airbus, der bereits ein Werk im chinesischen Tianjin hat, plant nun auch eine Fabrik in den USA. Außerdem sucht die gesamte EADS nach Zulieferern in Indien oder der Golfregion.

Adidas Quelle: Picture Alliance/DPA

Für den Sportartikelkonzern aus Herzogenaurach hat die aktuelle Wechselkursentwicklung zwei Effekte. Einerseits ist der Euro die Berichtswährung des Unternehmens – bei einem schwachen Dollar sinkt der Euro-Umsatz entsprechend, wenn die in den USA getätigten Erlöse umgerechnet werden. Auf der anderen Seite profitieren die Franken, hinter Nike größter Sportartikellieferant der Welt, von der Talfahrt des Greenback. Denn der Dax-Konzern, zu dem neben Adidas auch die US-Marke Reebok sowie der Golfausstatter TaylorMade gehören, fertigt den weitaus größten Teil seiner Leibchen und Sportschuhe in China und Fernost. Seine Zulieferer dort bezahlt Adidas (Jahresumsatz 2009: 10,4 Milliarden Euro) in Dollar.

Da der Sportriese dafür mehr Geld ausgibt, als er im Gegenzug in seinem US-Geschäft für in Dollar bezahlte Shirts und Shorts einnimmt, nutzt ihm der schwächere Dollar-Kurs. Im ersten Halbjahr des laufenden (Geschäfts-)Jahres lag das Umsatzwachstum in der Region Nordamerika auf Dollar-Basis zehn Prozent über dem Wert des Vorjahreszeitraums. In Euro wuchs der Umsatz um zwölf Prozent.

Heidelberger Druckmaschinen

Heidelberger Druck Quelle: dpa

Die Euro-Schwäche im Frühjahr hat dem größten Druckmaschinenbauer der Welt gute Geschäfte beschert: „Von April bis Juni hat Heidelberg deutlich positive Währungseffekte beim Umsatz und den Auftragseingängen verspürt“, so Finanzchef Dirk Kaliebe. Jetzt, wo sich der Wind dreht, kommt dem Konzern seine langfristige Hedgingstrategie zugute, die das Währungsrisiko eindämmt. Zudem forciert Heidelberg Einkauf und Produktion im Nicht-Euro-Raum. Im Werk Shanghai sind bereits 350 Mitarbeiter beschäftigt.

Für den Maschinenbau ist der Wechselkurs generell ein wichtiger Faktor: Fast 30 Prozent der Exporte gehen in den erweiterten Dollar-Raum, zu dem auch China und die arabischen Länder zählen. „Auch der Heimatmarkt gerät bei einem starken Euro unter Druck, weil Hersteller aus dem Dollar-Raum günstiger anbieten können“, sagt Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Maschinenbauverbandes VDMA. Gemessen an den Euro-Höchstständen 2008 hielte sich zwar „der Schaden noch in Grenzen“. Doch die Branche ist alarmiert. „China und die USA manipulieren mit ihrer aggressiven Wechselkurspolitik den Wettbewerb zu unseren Ungunsten“, klagt ein Maschinenbauer, der ungenannt bleiben will, weil er in beide Länder exportiert.

Tröstlich für die Branche: Amerikanische oder nahöstliche Kunden können oft nicht einfach den Lieferanten wechseln, wenn die Preise einer Maschine wechselkursbedingt in die Höhe schießen. Die drei deutschen Druckmaschinenbauer Heidelberg, Manroland und KBA decken rund zwei Drittel des Weltmarktes ab.

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