Weltwirtschaft So entwickeln sich die wichtigsten Volkswirtschaften

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Großbritannien und Irland

Großbritannien

Nach fünf schwierigen Jahren geht es in Großbritannien schneller aufwärts als erwartet, aber der Aufschwung könnte eine Scheinblüte sein. 2014 soll die britische Wirtschaft um 2,4 Prozent zulegen, prognostiziert das Haushaltsbüro OBR, das noch im März lediglich ein Plus von 1,8 Prozent vorhergesagt hatte. Großbritannien würde damit stärker wachsen als die restliche Euro-Zone und die anderen G7-Staaten. Sogar den europäischen Musterknaben Deutschland würden die Briten damit in den Schatten stellen.

Das spült der Regierung zusätzliches Geld in die Kassen, sie muss nun weniger Schulden am Markt aufnehmen. Doch es hilft nichts, die Briten werden weiter sparen müssen. Das Haushaltsdefizit dürfte 2013 zwar fallen, liegt mit den erwarteten 6,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aber immer noch viel zu hoch.

Großbritannien

Zudem hat der Konjunkturaufschwung Schönheitsfehler. Die Wirtschaftsleistung ist immer noch geringer, als sie es vor dem Ausbruch der Finanzkrise war. Außerdem wird das Plus bisher vor allem vom privaten Konsum und Immobilienboom rund um London – also den altbekannten Wachstumstreibern – befeuert. Bei Produktivität, Investitionen und Export sieht es weiterhin düster aus. Die Erholung könnte deshalb schon bald verpufft sein.

Die Bank of England will die Leitzinsen deshalb nicht anheben. Dabei befinden sich die bereits seit März 2009 auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent. Auch das Anleiheankaufprogramm im Volumen von insgesamt 375 Milliarden Pfund tasteten die Währungshüter bislang nicht an. Notenbankchef Mark Carney hatte im August verkündet, eine Zinssenkung werde erst erwogen, wenn die Arbeitslosenquote von derzeit 7,6 auf 7,0 Prozent fallen sollte. Denkbar ist nun, dass diese Marke schon 2015 und nicht erst im Herbst 2016 erreicht wird, wie bisher angenommen. Die BoE will die Exzesse am Immobilienmarkt kurzfristig nicht mit Mitteln der Geldpolitik, sondern durch Streichung der öffentlichen Subventionen für Hypothekenkredite bekämpfen.

Irland

Irland

Irland steht die größte Bewährungsprobe seit einem Jahrzehnt bevor. Eisernes Sparen und die Einhaltung der Troika-Vorgaben haben das Land zum Vorbild für die anderen EU-Sorgenkinder gemacht. Die nächsten Monate werden aber zeigen, ob Irland sich zu viel zugemutet hat, als es beschloss, den Rettungsschirm Mitte Dezember ohne eine Notfall-Kreditlinie zu verlassen.

Zwar verfügt das Land über ein Finanzpolster von mehr als 20 Milliarden Euro und kann damit theoretisch ganz 2014 überstehen. Doch Dublin will schon bald testen, ob es sich an den Kapitalmärkten wieder neues Geld besorgen kann.

Kritisch wird der EU-Bankenstresstest werden, denn die irischen Banken stufen derzeit mehr als 26 Prozent ihrer Hypothekenkredite als notleidend ein. Die Ratingagentur Moody’s warnt, Irlands Banken seien gefährdet, beim Stresstest durchzufallen. Mit 4,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts hat Irland auch 2014 eines der höchsten Defizite in der Euro-Zone, bis 2015 soll dieser Wert auf 2,9 Prozent sinken, so muss weiter gespart werden

Um den Schuldenstand von rund 123 Prozent des BIPs abzubauen, ist langfristiges Wachstum erforderlich. Für 2014 wurde die offizielle Prognose allerdings bereits von 2,4 Prozent auf 1,8 Prozent revidiert. Die Arbeitslosenquote fiel zwar mittlerweile von knapp 15 Prozent auf 12,8 Prozent, ist damit aber immer noch viel zu hoch.

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