Weltwirtschaft Den Schwellenländern geht die Puste aus

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Indien: Vom Handel abgehängt

Neue Hotels in Indien
Aman-i-Khás Delhi Die Aman-Gruppe hat in Delhi ein "Edelzelt"-Resort direkt im Ranthambore Nationalpark mit zehn luxuriösen, klimatisierten Zelten eingerichtet. Quelle: Presse
Taj Mahal Palace Mumbai Indiens berühmtestes Hotel gilt in der Branche immer noch als das Maß aller Dinge. Die Gäste finden hier in 560 Zimmern Platz. Quelle: Creative Commons-Lizenz
Chennai Park Hyatt 201 Zimmer und ein fünfstöckiges Restaurant sind im Chennai Park der Gruppe Hyatt untergebracht. Quelle: Presse
Delhi Kempinski Ambience Delhi Das Hotel im Osten der indischen Stadt Delhi verfügt über 480 Zimmer. Quelle: Presse
Mumbai Shangri-La Zweites Haus in Indien wurde von der Hotelgruppe am 20. Dezember 2012 eröffnet. Untergebracht ist es in den Stockwerken neun bis 40 eines neu gestalteten Hochhauses mit Pool auf dem Dach. Quelle: Presse
Bangalore Mövenpick Hotel & Spa Die Schweizer Gruppe hat 2012 in der Nähe des neuen Flughafens ihr erstes Haus in Indien eröffnet. Insgesamt umfasst das Hotel 182 Gästezimmer. Quelle: Screenshot

Vom Handel abgehängt. Es ist gar nicht lange her, da trauten Ökonomen Indien zu, China als Motor der Weltwirtschaft abzulösen. Über Jahre hinweg wuchs das BIP um bis zu zehn Prozent.

Eine Rückkehr zu zweistelligen Zuwächsen halten Experten für ausgeschlossen: „Der indische Traum ist vorerst ausgeträumt“, sagt Janis Hübner, Analyst für asiatische Länder der Dekabank. Seinen Prognosen zufolge wird sich das Wachstum bei sechs bis sieben Prozent pro Jahr einpendeln – zu wenig für das Land, in dem in den kommenden zehn Jahren mehr als 100 Millionen junge Leute auf den Arbeitsmarkt drängen.

Die Industrie tritt auf der Stelle und trägt nur ein Viertel zur Wirtschaftsleistung bei. Nicht einmal für billige Lohnfertigung in der Textilbranche, die China wegen steigender Kosten verlässt, empfiehlt sich Indien. Folge: Nach 24,1 Milliarden Dollar in 2009 hat sich das Volumen der Direktinvestitionen 2012 auf 11,3 Milliarden Dollar mehr als halbiert.

Die marode Infrastruktur ist die größte Wachstumsbremse; im vergangenen Jahr legte ein Blackout den Norden und Osten Indiens für zwei Tage lahm. Die Transportwege sind schlechter als anderswo in Asien, überdies gibt es praktisch keine freien Landflächen für Fabriken – und wenn, dann kann man sie nur über einen Spießrutenlauf durch die undurchsichtige Bürokratie erwerben.

Die Politik trägt wenig zur Besserung bei: Korruption zieht sich bis hoch in den Regierungsapparat von Neu-Delhi, die Bürokratie lähmt das Land. Statt die Wirtschaft zu liberalisieren, was die Grundlage für das letzte Wirtschaftswunder war, übt sich Neu-Delhi in Protektionismus: Ausländische Automobile hält der Staat mit Importzöllen von bis zu 75 Prozent vom Markt fern, wichtige Sektoren wie die Agrar- und Versicherungswirtschaft waren bisher für ausländische Investoren praktisch geschlossen.

Ein Umschwung ist nur durch tief greifende Reformen möglich. Seit sechs Jahren verhandelt Brüssel mit Indien über eine Freihandelszone – ohne Erfolg. Dabei könnte Indien neue Märkte gut gebrauchen: In der Außenhandelsbilanz klafft ein Minus von 8,5 Prozent vom BIP. Während China den Welthandel dominiert, liegt Indiens Anteil am Welthandel bei nur 1,7 Prozent.

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