Weltwirtschaft So entwickeln sich die wichtigsten Volkswirtschaften

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Spanien und Portugal

Spanien

Spaniens Wirtschaft ist im dritten Quartal mit 0,1 Prozent erstmals seit Anfang 2011 wieder leicht gewachsen. Die Chancen stehen gut, dass sich das Wachstum über die kommenden Monate langsam steigert. Die große Frage ist, wie langsam?

Hauptmotor des Wachstums ist der Export. Spanien führte dieses Jahr Güter und Dienstleistungen im Wert von rund 350 Milliarden Euro aus, eine „wirklich historische Zahl“, weiß Handelsstaatssekretär Jaime García-Legaz. Das entspricht 34 Prozent des BIPs. Doch der Außenhandel allein kann die Wirtschaft und vor allem die Beschäftigung nicht ausreichend ankurbeln.

Immerhin schrumpfte auch die Binnennachfrage im dritten Quartal weniger als zuvor. Der Konsum der privaten Haushalte wies von Juli bis September sogar ein Plus auf. Die Arbeitslosenquote sank minimal, jedoch auf ein weiterhin sehr hohes Niveau von 26 Prozent. Die Analysten von Barclays erwarten „nicht, dass die Nettobeschäftigung vor Ende 2014 signifikant wachsen wird“.

Noch ist die Binnennachfrage labil, wie zuletzt der Einkaufsmanagerindex zeigte: Der vom Institut Markit erhobene Index sank im November wieder auf 48,6 gegenüber 50,9 im Oktober. Die Bestellungen für Exporte seien zwar im November erneut gestiegen, „aber das reichte nicht, um die gesamten Bestellungen ins Positive zu heben“, weiß Andrew Harker von Markit.

Wie es weitergeht, hängt vor allem von den öffentlichen Finanzen und den Banken ab. Das Haushaltsdefizit muss dieses Jahr 6,5 Prozent des BIPs erreichen, 2014 stehen nach Schätzung von Barclays Capital strukturelle Einsparungen um 0,8 Prozent des BIPs an. Das wird nicht einfach, meint Xavier Mena, Ökonom an der Managementschule ESADE: „Die Steuereinnahmen sind weiterhin gering.“

Spanien

Die Banken haben zwar 2012 die Krise der Immobilienkredite weitgehend verdaut. Doch steigen die faulen Kredite vor allem im Segment der mittelständischen Unternehmen weiter an. 2014 stehen die Stresstests und Bilanzprüfungen der EZB an. Spanische Banken, deren Bilanzen gerade unter der Ägide der Troika gründlich durchleuchtet wurden, sollten dabei grundsätzlich keine Probleme haben. Doch die Kreditinstitute scheuen das Risiko. Unter knappen und teuren Krediten leiden daher auch solvente Kleinunternehmen und Mittelständler.

Die Kreditklemme könnte teilweise durch Direktinvestitionen ausgeglichen werden. „Über die letzten zwölf Monate haben die Zuflüsse fast 0,7 Prozent des BIPs erreicht, was zwar nur die Hälfte des Vorkrisenniveaus ist, aber das zweithöchste Niveau in der Euro-Zone – nach Irland“, wissen die Experten von Barclays Capital.

Die Wachstumsprognosen für 2014 schwanken zwischen 0,7 Prozent (spanische Regierung) und 0,2 Prozent (IWF). Die internationalen Investmenthäuser sind teilweise deutlich optimistischer. Einig sind sich alle: Es geht aufwärts.

Portugal

Für die Portugiesen steht in den ersten Monaten des Jahres 2014 viel auf dem Spiel. Portugals dreijähriges EU-Kreditprogramm läuft Mitte 2014 aus, und Anfang des Jahres muss die Kreditgeber-Troika aus EU, IWF und EZB zusammen mit der Regierung in Lissabon entscheiden, ob das Land weitere Hilfen braucht.

Portugal

Portugal hat durch die politische Krise im Sommer Vertrauen verloren. Nach dem Rücktritt des von den Euro-Kollegen geschätzten Finanzministers Vítor Gaspar im Juni hatten sich Premierminister Pedro Passos Coelho und sein liberaler Junior-Koalitionspartner beinahe entzweit. Zwar zeigt sich die Koalition mittlerweile wieder demonstrativ vereint hinter dem Anpassungsprogramm der Troika. Doch eine gewisse Skepsis der Märkte ist geblieben. Die Ratingagentur Moody’s verbesserte unlängst immerhin den Ausblick für Portugals Bonität von negativ auf stabil. Die Ratingagentur geht davon aus, dass Portugal als vertrauensbildende Maßnahme eine vorbeugende Kreditlinie vom ESM beantragen wird. Die hätte ein oder zwei Jahre Laufzeit, wäre erneut an Bedingungen geknüpft und würde nur im Notfall aktiviert.

Viel hängt davon ab, ob Portugals Wirtschaft sich so entwickelt wie prognostiziert. Im dritten Quartal gab es zum zweiten Mal in Folge ein Wachstum, wenn auch nur von zarten 0,2 Prozent. Die Troika verbesserte ihre Prognose für das Gesamtjahr gerade auf minus 1,8 Prozent. Für das kommende Jahr sind sich die Ökonomen der Notenbank einig mit der Troika und der Regierung: 2014 soll die portugiesische Wirtschaft wieder um 0,8 Prozent wachsen.

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