Wirtschaft im Weitwinkel

Der Euro-Raum macht beeindruckende Fortschritte

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Abstand zwischen Spitzenreiter und Schlusslicht verringert sich

Damit sind die Voraussetzungen gegeben, dass auch in Italien, Spanien, Portugal und Griechenland die strukturpolitischen Reformaufgaben nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden. Die Länder, die vor einigen Jahren im Zentrum der Euro-Krise standen, sind damit bislang unterschiedlich weit vorangekommen, und auch die Ernsthaftigkeit der Bemühungen war bisher unterschiedlich stark ausgeprägt. Die breite konjunkturelle Erholung in der Euro-Zone bietet nun die Chance, durch wirtschaftspolitische Weichenstellungen endlich beim notwendigen Konvergenzprozess im Euro-Raum einen entscheidenden Schritt voran zu kommen. Erst wenn das gelingt, kann auch die einheitliche Geldpolitik der Europäischen Zentralbank effizient gesteuert werden und erfolgreich sein.

von Malte Fischer, Saskia Littmann, Henryk Hielscher, Jürgen Salz, Dieter Schnaas, Christof Schürmann

Die aktuellen Wachstumszahlen zeigen, dass sich der Abstand zwischen Spitzenreiter (Irland) und Schlusslicht (Griechenland) in den vergangenen Quartalen merklich verringert hat. Das liegt vor allem an der noch zaghaften Erholung der griechischen Konjunktur. Aber auch, wenn man alle Euro-Länder in die Betrachtung mit einbezieht, lässt sich eine beginnende wirtschaftliche Konvergenz feststellen. So ist die Standardabweichung der Wachstumsraten der 19 Euro-Länder (also ihre Schwankungsbreite) in den letzten zwei Jahren auf den niedrigsten Wert seit der Euro-Einführung 1999 gesunken. Dabei wirkt sich neben den Rettungsprogrammen für die Krisenländer sicherlich die intensive wirtschaftliche Verflechtung zwischen den Euro-Mitgliedern im Aufschwung förderlich für die konjunkturelle Konvergenz aus.

Auch die bereits zitierten Arbeitslosenquoten geben – bei aller Unterschiedlichkeit – einen Hinweis darauf, dass die Entwicklung zumindest allmählich in die richtige Richtung geht. Denn die Verbesserung, die mit der konjunkturellen Erholung einhergeht, führt in den Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit auch zu den kräftigsten Rückgängen der Unterbeschäftigung. So ist die Arbeitslosenquote in den letzten drei Jahren unter anderem in Spanien, Irland, Portugal und Griechenland am stärksten zurückgegangen. Der Abstand zu den führenden  Ländern ist zwar immer noch sehr groß, doch er vermindert sich allmählich.

Damit dieser notwendige Konvergenzprozess an Schwung gewinnt, sind besonders in einigen Ländern weitere wirtschaftspolitische Reformen notwendig. Die konjunkturelle Erholung bietet ein Zeitfenster, in dem sie zu relativ geringen Kosten in Angriff genommen werden können.

Wenn man damit bis zum nächsten Konjunkturabschwung wartet, steigen nicht nur die Kosten enorm, der Euro-Raum könnte dann erneut in eine Existenzkrise stürzen.

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