Die führenden Institute haben Insidern zufolge ihre Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft wegen des Ukraine-Krieges deutlich gesenkt. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr um 2,7 Prozent zulegen, sagten mit der Frühjahrsprognose vertraute Personen am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Im Oktober 2021 waren noch 4,8 Prozent veranschlagt worden, weil damals von einer kräftigen Erholung von der Corona-Krise ausgegangen worden war. Allerdings bleiben die Institute damit deutlich optimistischer als die Wirtschaftsweisen, die nur noch mit einem Wachstum von 1,8 Prozent rechnen.
Für 2023 wird in der Frühjahrsprognose nun ein kräftigeres Plus von 3,1 Prozent erwartet, nach bislang 1,9 Prozent. Im Falle eines sofortigen Lieferstopps von russischer Energie könnte die Wirtschaft aber im kommenden Jahr sogar merklich schrumpfen - um mehr als zwei Prozent, warnen die Institute zugleich. Eine schwere Rezession sei dabei nicht auszuschließen. Aktuell sorgt der Krieg bereits für steigende Energiepreise und gestörte Lieferketten. So fehlen den Autobauern Kabelbäume, die bislang in der Ukraine hergestellt wurden.
Für die Verbraucher haben die Ökonominnen und Ökonomen vorerst keine guten Nachrichten parat. Demnach werden die Preise in diesem Jahr um durchschnittlich mehr als sechs Prozent anziehen. Erst 2023 wird eine spürbare Entspannung erwartet. Dann soll die Inflationsrate mit knapp drei Prozent weniger als halb so hoch ausfallen wie in diesem Jahr. Im März ist die Teuerungsrate wegen steigender Energie- und Lebensmittelpreise auf 7,3 Prozent geklettert, den höchsten Stand seit Herbst 1981.
Die sogenannte Gemeinschaftsdiagnose soll an diesem Mittwoch offiziell in Berlin vorgestellt werden. Sie dient der Bundesregierung als Basis für ihre eigenen Projektionen, die wiederum die Grundlage für die Steuerschätzung bilden. Erarbeitet wurde das Gutachten federführend vom RWI in Essen, vom DIW in Berlin, vom Ifo-Institut in München, vom IfW in Kiel und vom IWH in Halle.
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