Wirtschaftslage Schlechte Aussichten für deutsche Konjunktur

So schlecht wie seit November 2012 nicht mehr bewerten Börsenprofis die Aussichten für die deutsche Konjunktur. Passend dazu hat die Industrie in der Euro-Zone ihre Produktion im August deutlich zurückgefahren.

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ZEW-Präsident Clemens Fuest geht davon aus, dass sich die Wirtschaftslage in Deutschland auch weiterhin verschlechtern wird. Quelle: dpa

Mannheim/Berlin/Brüssel Börsenprofis bewerten die Aussichten für die deutsche Konjunktur so schlecht wie seit November 2012 nicht mehr. Das Barometer für die ZEW-Konjunkturerwartungen fiel im Oktober um 10,5 auf minus 3,6 Punkte, wie das Zentrum für Europäische Zentrum für Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner Umfrage unter 223 Anlegern und Analysten mitteilte.

Das ist bereits der zehnte Rückgang in Folge. Ökonomen hatten mit einem Wert von plus 1,0 gerechnet.

„Die ZEW-Finanzmarktexperten gehen mittelfristig von einer weiteren Verschlechterung der Wirtschaftslage in Deutschland aus“, sagte ZEW-Präsident Clemens Fuest. Geopolitische Spannungen und die unerwartet schwache Konjunkturerholung „in Teilen der Eurozone sorgen weiterhin für Verunsicherung und trüben die deutschen Wachstumsaussichten ein“. Zuletzt enttäuschende Daten von Aufträgen, Produktion und Außenhandel hätten den Pessimismus wohl verstärkt, sagte Fuest.

Die Börsianer bewerteten auch die aktuelle Lage schlechter. Dieses Barometer fiel um 22,2 auf 3,2 Punkte und damit auf den niedrigsten Stand seit Juni 2010. Hier hatten Ökonomen mit 18 Zählern gerechnet.

Nach einem starken Jahresauftakt war das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal überraschend um 0,2 Prozent geschrumpft. Viele Ökonomen und die führenden Institute haben in ihren Herbstgutachten ihre Erwartungen für die deutschen Konjunktur 2014 und 2015 kräftig gesenkt.

Passend dazu hat die Industrie in der Euro-Zone ihre Produktion im August deutlich zurückgefahren. Sie schrumpfte um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie die Statistikbehörde Eurostat am Dienstag in Brüssel mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten einen Rückgang um 1,6 Prozent erwartet.

Im Juli zog die Fertigung noch um 0,9 Prozent an. Der kräftige Rückgang im August ist vor allem auf die schwindende Nachfrage nach Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeugen zurückzuführen. Deren Erzeugung ging um 4,8 Prozent zurück. Die Energieproduktion legte hingegen um 1,2 Prozent zu.

Die Industrie in den Euro-Ländern ist laut einer Umfrage des Instituts Markit im September kaum noch gewachsen. Auch der Ausblick auf die nähere Zukunft ist laut Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson besorgniserregend. Die Auftragseingänge verringerten sich im vorigen Monat erstmals seit Juni vorigen Jahres.

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