
Der Beschluss der Europäischen Zentralbank, für über eine Billion Euro Staatsanleihen anzukaufen, markiert ein neues Kapitel expansiver Geldpolitik und ist für Christoph Schmidt, den Chef der „Fünf Wirtschaftsweisen“, mit großen Risiken behaftet. Sein Statement für die WirtschaftsWoche:
„Ich halte es für keine gute Entscheidung, dass die EZB sich jetzt zum umfangreichen Kauf von Staatsanleihen entschlossen hat. Geldpolitik kann nur Zeit dafür kaufen, die Voraussetzungen für langfristiges Wachstum zu schaffen - aber nicht die dazu nötigen Strukturreformen ersetzen.
Zeit gekauft hat die EZB in der Krise des Euro-Raums aber bereits sehr ausgiebig. Aktuell sehe ich keinen Anlass dafür, diese Bemühungen noch auszuweiten, denn eine ausgeprägte Deflation liegt nicht vor und sie wird auch keineswegs vorhergesagt. Trotzdem werden jetzt die Risiken der expansiven Geldpolitik noch weiter erhöht.
Es dürfte niemanden überraschen, wenn Regierungen etwa in Frankreich und Italien noch weniger Reformeifer entfalten als bislang, obwohl es recht offensichtlich ist, dass es angebotsseitige und nicht nachfrageseitige Probleme sind, die dort das Wachstum hemmen. Die Entscheidung der EZB droht die falsche Hoffnung zu nähren, dass der geldpolitische Impuls ausreichend ist, um zu einem selbsttragenden Aufschwung zu führen.“