ZEW-Index steigt weiter Börsenprofis beurteilen Konjunktur wieder optimistischer

Die deutsche Wirtschaft kommt nach Einschätzung des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) relativ glimpflich durch die schwere Corona-Rezession. Quelle: dpa

Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich im Juni bereits den dritten Monat in Folge verbessert. Die Erwartungen für einzelne Branchen sind dabei jedoch sehr unterschiedlich.

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Trotz der schweren Rezession blicken Börsen-Profis zunehmend optimistischer auf die Aussichten für die deutsche Konjunktur. Das Barometer ihrer Erwartungen für die nächsten sechs Monate stieg im Juni um 12,4 auf plus 63,4 Punkte und damit zum dritten Mal in Folge, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 191 Analysten und Anlegern mitteilte. „Die Zuversicht nimmt zu, dass die konjunkturelle Talsohle im Sommer 2020 durchschritten sein wird“, sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. Das IWH-Institut aus Halle gibt sich derweil vergleichsweise optimistisch und erwartet für 2020, dass die Wirtschaft nur um 5,1 Prozent schrumpft und damit weniger stark als zur Finanzkrise 2009 mit 5,7 Prozent.

Die Erwartungen der vom ZEW befragten Experten für einzelne Branchen sind sehr unterschiedlich. „Für exportorientierte Sektoren wie Fahrzeug- und Maschinenbau sowie die Finanzbranche sind die Ertragserwartungen deutlich negativ“, betonte ZEW-Chef Wambach. Der Ausblick für IT-Technologien, Telekommunikation sowie konsumnahe Dienstleistungen sei hingegen recht positiv. Nach wie vor rechneten die Experten im dritten und vierten Quartal nur mit einer „relativ langsamen Zunahme der wirtschaftlichen Wertschöpfung“.

Die Lage bewerteten die Börsianer ebenfalls weniger skeptisch: Dieses Barometer stieg um 10,4 Punkte, blieb aber mit minus 83,1 Zählern deutlich im negativen Bereich. DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle sieht drei Gründe für mehr Optimismus: die ultraexpansive Geldpolitik, die Hilfs- und Konjunkturpakete der Regierung und gesunkene Infektionszahlen. „Unter diesen Rahmenbedingungen kann es für die Erwartungen - von der immer noch grottenschlechten Lagebeurteilung ausgehend - nur eine Richtung geben: nach oben!“ Der Chefvolkswirt der VP Bank aus Liechtenstein, Thomas Gitzel, betonte, der Wirtschaft werde es nicht gelingen, „rasch an den Wachstumspfad der Vor-Corona-Zeit anzuknüpfen.“ Verbraucher und Firmen seien stark verunsichert.

Firmen suchen in Corona-Zeiten IT-Experten

Auch das Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) rechnet nur mit einer zögerlichen Belebung - „zumal ein kräftiger Aufschwung der Exportwirtschaft nicht zu erwarten ist“. 2021 dürfte es mit 3,2 Prozent Wirtschaftswachstum wieder bergauf gehen. „Die deutsche Wirtschaft wurde von der Pandemie schwer getroffen“, sagte IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller. Die Rezession dürfte im zu Ende gehenden zweiten Quartal allerdings ihren Tiefpunkt erreichen.

Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im ersten Quartal um 2,2 Prozent. Die Bundesregierung erwartet 2020 die größte Rezession der Nachkriegszeit und ein Minus um 6,3 Prozent. Die Berliner DIW-Forscher rechnen mit einem Einbruch von gut acht Prozent.

In der Coronakrise suchen Firmen laut dem Ifo-Institut vor allem IT-Experten und Mitarbeiter aus der Gesundheitsbranche. Diese zeige eine Auswertung beim sozialen Job-Netzwerk LinkedIn. Demnach stieg die Zahl der Stellenanzeigen von März bis Mai in der Branche Software und IT-Dienstleistungen binnen Jahresfrist um 21 Prozent und im Gesundheitssektor um 46 Prozent.

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