Zinserhöhung in der Schwebe Boom am US-Jobmarkt ebbt ab

Der Boom am US-Arbeitsmarkt hat sich im September leicht abgeschwächt. Es wurden rund 19.000 Stellen weniger geschaffen als zuvor erwartet. Trotzdem sind die Zahlen solide – und damit auch eine Zinserhöhung denkbar.

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Private Firmen und der Staat schufen in den USA insgesamt 156.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft. Quelle: AP

Washington Der Boom am US-Arbeitsmarkt hat sich im September leicht abgeschwächt. Eine Zinserhöhung noch in diesem Jahr bleibt damit in der Schwebe. Private Firmen und der Staat schufen insgesamt 156.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington bekanntgab. Experten hatten mit einem wesentlich höheren Zuwachs von 175.000 gerechnet. Zudem stieg die getrennt erhobene Arbeitslosenquote um einen Tick auf 5,0 Prozent. US-Währungshüterin Loretta Mester sprach dennoch von "soliden Zahlen", zumal im August nach revidierten Daten sogar 167.000 Stellen entstanden: "Wir haben Vollbeschäftigung. Da wäre es sinnvoll, die Zinsen um einen Viertelprozentpunkt zu erhöhen", sagte die Chefin der Fed von Cleveland zum Sender CNBC.

Auch viele Händler sehen sich in ihrer Erwartung bestärkt, dass die Notenbank Fed im Dezember die Zinszügel anziehen wird. Denn eine Erhöhung Anfang nächsten Monats und damit wenige Tage vor den Präsidentschaftswahlen vom 8. November wird an den Märkten als unwahrscheinlich eingeschätzt. "Die Zahlen sind nicht stark genug, um bei der Fed unmittelbaren Handlungsbedarf auszulösen", sagte Ökonom Michael Jones vom Finanzhaus RiverFront Investment. Gebremst wurde der Stellenaufbau insbesondere durch den Staat, der 11.000 Jobs strich.

Die Investoren zeigten sich von den Daten wenig beeindruckt. Die Wall Street eröffnete wenig verändert. Die Notenbank hatte bereits signalisiert, bei Fortschritten am Arbeitsmarkt und in der Konjunkturentwicklung noch dieses Jahr die Zinszügel zu straffen. Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld liegt derzeit in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent. Notenbankchefin Janet Yellen hatte den starken Stellenzuwachs in den vergangenen Monaten als nicht nachhaltig bezeichnet. Sie befürchtet, dass bei solchen Zahlen eine Überhitzung der Wirtschaft droht. Um mit dem Bevölkerungswachstum Schritt zu halten, ist nach ihrer Ansicht lediglich ein monatliches Stellenplus von knapp unter 100.000 nötig.

Nun wurde diese Zahl erneut deutlich übertroffen, auch wenn Experten mehr erwartet hatten. "Für die US-Notenbank steht die Tür für eine Zinserhöhung weiterhin offen", sagte Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Auch nach Einschätzung der Volkswirtin Christiane von Berg von der BayernLB steht einer Anhebung im Dezember eigentlich nichts im Wege. Die Job-Daten seien nur auf den ersten Blick enttäuschend: "Da wir uns der Diagnose der Fed zufolge dem Ziel der Vollbeschäftigung nähern, ist es nicht verwunderlich, dass allmählich auch die Dynamik des Beschäftigungsabbaus abnimmt. Insoweit könnten die jüngsten Zahlen zur neuen Normalität werden."

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