Terror-Debatte US-Geheimdienst CIA schmettert Obamas Vorwürfe ab

Die CIA lässt sich den Vorwurf von US-Präsident Obama, ihre Agenten hätten den Flugzeug-Attentäter von Detroit nicht rechtzeitig gestoppt, nicht gefallen und feuert zurück. Man habe sehr wohl Informationen über den nigerianischen Verdächtigen Umar Farouk Abdulmutallab gehabt und diese auch weitergegeben.

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Quelle: handelsblatt.com

HB WASHINGTON. Wie CIA-Sprecher Paul Gimigliano sagte, gab es keine Informationen über den Nigerianer, die unterschlagen worden seien oder die die Sicherheitsbehörden dazu veranlässt hätten müssen, den Verdächtigen auf eine Flugverbotsliste (No-Fly-List) zu setzen. "Wir sind erstmals im November über Abdulmutallab unterrichtet worden, als sein Vater in die US-Botschaft in Nigeria kam und uns bat, ihm bei der Suche nach seinem Sohn zu helfen", betonte Gimigliano. Die CIA habe daraufhin in Zusammenarbeit mit der Botschaft veranlasst, dass der mutmaßliche Verdächtige in eine Regierungs-Datenbank aufgenommen werde mit dem Vermerk, dass er möglicherweise Verbindungen zu Extremisten in den Jemen habe.

Zudem, so der Geheimdienstsprecher weiter, seien biographische Details des Nigerianers an das US-Zentrum für Terrorbekämpfung (NCTC) übermittelt worden. "Das NCTC hätte nach Auswertung der Daten selbst entscheiden können, ob mehr hätte getan werden können, um Abdulmutallab zu stoppen", so Gimigliano.

US-Präsident Barack Obama war nach dem am Freitag vereitelten Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug ungewöhnlich hart mit dem US-Geheimdienst und Sicherheitsbehörden ins Gericht gegangen. Der Attentäter hätte niemals ein US-Flugzeug besteigen dürfen, sagte er in seinem Urlaubsort auf Hawaii. Es seien Warnungen übersehen worden. Obama sprach von "potenziell katastrophalen" Mängeln im Sicherheitssystem und forderte personelle Konsequenzen.

Er kritisierte "eine Mischung aus menschlichen Fehlern und Systemfehlern", aus denen die Behörden rasch lernen müssten. Die Verantwortlichen müssten "auf allen Ebenen" zur Rechenschaft gezogen werden. Das Weiße Haus erwarte bis diesen Donnerstag einen ersten Bericht, sagte Obama. Bereits unmittelbar nach dem vereitelten Attentat hatte er verschärfte Sicherheitsmaßnahmen angeordnet.

Der Präsident bezog seine Kritik ganz offenbar auf wiederholte Warnungen des Vaters des Attentäters. US-Medienberichten zufolge hatte dieser CIA-Agenten an der US-Botschaft in Nigeria vor einer islamistischen Radikalisierung seines Sohnes gewarnt. Die Warnungen seien aber nur unzureichend weitergegeben und nicht richtig ernst genommen worden, heißt es. Als Folge sei der 23-Jährige lediglich auf eine grobe Liste mit den Namen von über 500 000 Terrorverdächtigen gekommen - nicht aber auf eine engere Flugverbotsliste.

Als Antwort auf den Attentatsversuch von Detroit bereiten die USA nun Militärschläge gegen El-Kaida-Stellungen im Jemen vor. US- Militärs seien bereits dabei, Ziele für Luftangriffe auszukundschaften, berichtete der TV-Sender CNN unter Berufung auf Regierungsbeamte. Der nigerianische Attentäter soll Unterstützung von El Kaida aus dem Jemen erhalten haben.

Als Konsequenz der Beinahe-Katastrophe von Detroit führen die Niederlande als erstes Land Europas demnächst Körperscanner für US-Reisende ein, die Waffen und Sprengstoff am Körper sichtbar machen. In Amsterdam war der nigerianische Attentäter Umar Farouk Abdulmutallab am 1. Weihnachtstag an Bord der Delta-Maschine gelangt.

Die regionale El-Kaida-Organisation im Jemen hat sich zu dem Attentat bekannt und mit weiteren Terrorakten gedroht. "Ihr werdet bekommen, was ihr fürchtet", hieß es in einer Internet-Botschaft, die amerikanische Anti-Terror-Ermittler für glaubwürdig halten. Auch das Weiße Haus geht inzwischen immer mehr von einer "gewissen Verbindung" zu El Kaida aus, berichtete die "Washington Post". Man sei "zunehmend sicher", dass die Terrororganisation den 23-jährigen Nigerianer mit dem Sprengstoff ausgerüstet habe.

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