
Erdgas, Butter, Kaffee: Die deutschen Unternehmen haben ihre Preise nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine in Rekordtempo angehoben. Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte stiegen im März um durchschnittlich 30,9 Prozent zum Vorjahresmonat. Dies sei der stärkste Anstieg „seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949“, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit.
Von Reuters befragte Ökonomen waren lediglich von 28,2 Prozent ausgegangen, nachdem die Rate im Februar noch bei 25,9 Prozent gelegen hatte. „Die aktuellen Daten spiegeln bereits erste Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine wider“, so die Statistiker. Nach dem russischen Einmarsch am 24. Februar sind insbesondere Energieprodukte wie Erdgas deutlich teurer geworden, aber auch viele andere Güter wie Nahrungsmittel.
Für die Konsumenten in Deutschland sind das schlechte Nachrichten, da sie sich auf anhaltend hohe Preissteigerungen einstellen müssen. Denn der Handel dürfte zumindest einen Teil an die Endverbraucher weitergeben. Die Produzentenpreise gelten als Vorläufer für die Entwicklung der Inflation.
In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt – noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Aktuell ist die Inflationsrate mit 7,3 Prozent bereits so hoch wie seit 1981 nicht mehr. Die Wirtschaftsweisen halten auch zweistellige Werte für möglich.
Hauptverantwortlich für die stark steigenden Erzeugerpreise war den Statistikern zufolge abermals Energie. Sie verteuerte sich im März um durchschnittlich 83,8 Prozent. Erdgas kostete dabei 144,8 Prozent mehr als im März 2021, Strom 85,1 und leichtes Heizöl 130,8 Prozent mehr. Klammert man Energie aus, lagen die Erzeugerpreise insgesamt nur um 14,0 Prozent über dem Vorjahreswert.
Private Verbraucher mussten durchschnittlich 41,9 Prozent mehr für Superbenzin und 62,6 Prozent für Diesel bezahlen als ein Jahr zuvor.
„So hohe Preisanstiege für Heizöl und Kraftstoffe gab es in Deutschland selten zuvor“, so die Statistiker. Ähnliche Entwicklungen seien bislang lediglich im Zusammenhang mit den beiden Ölkrisen 1974 und 1980 sowie der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2008/2009 zu beobachten gewesen. „Allerdings war der Anstieg der Verbraucherpreise für Kraftstoffe im Vorjahresvergleich in keiner dieser Krisen höher als im März 2022“, fassten das Bundesamt das Ergebnis der Untersuchung zusammen.
Bei Nahrungsmitteln lag der Aufschlag bei durchschnittlich 12,2 Prozent. Besonders stark stiegen hier die Preise für nicht behandelte pflanzliche Öle (+72,3 Prozent), Butter (+56,0 Prozent) und Kaffee (+20,5 Prozent). Deutlich mehr verlangt wurde zudem für Düngemittel und Stickstoffverbindungen (+87,2 Prozent).