Raumfahrt: Edelmetalle auf Asteroiden sollen abgebaut werden

Raumfahrt Rohstoffsuche auf Ryugu

Erstmals ist eine Sonde auf einem Asteroiden gelandet, gesteuert von Weltraumforschern in Köln. Das Protokoll einer High-Tech-Mission, die Geheimnisse über den Ursprung des Sonnensystems lüften soll - und die Raumfahrtunternehmen zeigen kann, welche milliardenschweren Schätze sich im All abbauen lassen.

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Der Mensch hat die höchsten Gipfel der Erde bezwungen. Aber der Berg, auf den es Christian Krause abgesehen hatte, ist noch mal eine ganz andere Nummer: Ryugu, 900 Meter groß, übersät mit Felsbrocken und Schutt – und derzeit 300 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.

Ryugu ist ein Asteroid und Krause Forscher beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). In einem Kontrollzentrum in Köln, umgeben von Monitoren und Messdaten, hat Krause in der Nacht Roboter Mascot befohlen, auf Ryugu zu landen. Mascot hat sich von seinem Mutterschiff, der japanischen Raumsonde Hayabusa-2, getrennt, den Asteroiden angesteuert, um bald darauf über den fliegenden Gesteinsbrocken hüpfen. „Es wird eine historische Mission“, sagt Krause im Vorfeld.

Kölner Forscher landen Sonde auf Asteroiden

Mascot, ein in einen Metallkäfig gestopftes Labor, kaum größer als ein Schuhkarton, könnte mit seinen Messungen Antworten auf Fragen geben, über die die Menschheit seit ewigen Zeiten grübelt: Wie ist das Sonnensystem entstanden? Wie kam das Wasser auf die Erde? Aber nicht nur Astronomen interessieren sich für Ryugu, sondern auch Rohstoffunternehmer. Denn mit Teleskopen und Proben von Meteoriten haben Forscher bereits Hinweise auf Metalle wie Nickel, Eisen oder Kobalt in Brocken wie Ryugu aufgespürt. Das Wissenschaftsportal Asterank beziffert seinen Wert, aufbauend auf Studien, auf 83 Milliarden Dollar.

Was in einem metallhaltigen Asteroiden steckt

Das klingt nach Eldorado – nach einem sagenhaften neuen Ort voller Bodenschätze: Was, wenn sie sich nicht im Erdinnern versteckten, sondern künftig buchstäblich aus der Luft gegriffen werden könnten?

Luxemburg prescht vor

Ryugu ist einer von mehr als 17.000 bekannten Asteroiden, die sich auf ihrer Reise um die Sonne der Erde bis auf rund 45 Millionen Kilometer nähern. Zwar sind sie damit noch gut 100-mal weiter von der Erde entfernt als der Mond. Aber immer noch nah genug, dass sich die dort vorhandenen Rohstoffe fördern ließen. In Summe, schätzen Experten des Raumfahrtunternehmens United Launch Alliance, enthalten die fliegenden Brocken so viel Nickel, Aluminium und andere Industriemetalle, die auf der Erde zu schürfen 1000 Jahre dauern würden. Mehr Gold und Silber, als der Mensch je gefördert hat. Mehr Rohstoffe für Elektroautos oder Handys also, als in der Erdkruste noch zu finden sind.

Umlaufbahnen der Planeten und des Asteroiden Ryugu im inneren Sonnensystem.

Und das sind nur die leicht erreichbaren Himmelskörper. Weiter draußen, im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, warten noch weit größere Schätze darauf, gehoben zu werden: Mehr als 750.000 Asteroiden, 4,5 Milliarden Jahre alt, viele nur ein paar Dutzend Meter, manche Hunderte Kilometer groß.

Die Reichtümer einsammeln – das sei durchaus realistisch, schreiben Experten der Investmentbank Goldman Sachs: Verglichen mit den Kosten für Minen auf der Erde, erscheine es nicht unmöglich, Raummissionen zu finanzieren. Der Bundesverband der Deutschen Industrie appelliert bereits in einem Positionspapier an die Bundesregierung, einen Rechtsrahmen für den Bergbau im All zu schaffen. Deutsche Unternehmen könnten Technologien für die Gewinnung der Rohstoffe entscheidend mitgestalten.

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