Social Media Facebook blockiert Gruppen von „QAnon“-Verschwörungstheoretikern

Das Soziale Netzwerk geht stärker gegen Verschwörungstheoretiker vor. US-Präsident Donald Trump lobt hingegen die „QAnon"-Bewegung.

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Viele Anhänger der Verschwörungs-Bewegung unterstützen Donald Trump. Quelle: AP

Nach Twitter will auch Facebook stärker gegen Verschwörungstheoretiker auf seiner Plattform vorgehen. Gruppen und Accounts mit Verbindung zur sogenannten „QAnon“-Bewegung sollten blockiert beziehungsweise Nutzern nicht mehr empfohlen werden, teilte Facebook am Mittwoch mit. Man habe 790 Gruppen, 100 Seiten und 1500 Anzeigen mit Verbindung zu QAnon entfernt, teilte das weltgrößte Online-Netzwerk am Mittwoch mit. Zudem seien bei 1950 Facebook-Gruppen und 10.000 Accounts der Foto-Plattform Instagram Einschränkungen verhängt worden. Ein generelles Verbot zur Verbreitung von deren Inhalten soll es aber nicht geben.

„QAnon“-Anhänger verbreiten abstruse und unbelegte Theorien, wie etwa dass US-Präsident Donald Trump im Verborgenen gegen eine Elite innerhalb des Staatsapparats und einen Kindesmissbrauchsring satanischer Pädophiler und Kannibalen ankämpft. Aus einer dunklen Ecke des Internets hat es diese Verschwörungstheorie in den politischen Diskurs geschafft, auch weil Trump solche Inhalte teilte.

Facebook sehe Bewegungen, „die Gewaltakte befürworten, die zeigen, dass sie Waffen haben und andeuten, dass sie diese auch einsetzen würden“, erklärte das Online-Netzwerk.

Facebook betonte zugleich, dass auch 980 Gruppen bei dem Online-Netzwerk für Aufrufe zu Unruhen entfernt worden seien. Einige davon würden mit dem Namen Antifa mit Verbindung gebracht, hieß es. Unter anderem US-Präsident Donald Trump bezeichnet Antifa-Gruppen als Drahtzieher jüngster Plünderungen in amerikanischen Städten.

Facebook teilte mit, Nutzer dürften nach wie vor „QAnon“-Inhalte posten, solange diese nicht gegen andere Vorgaben des sozialen Netzwerks wie etwa jene zur Verhetzung verstoßen. Ähnliche Regeln hatten im Juli auch Twitter verkündet. Geblockt werden sollen neben einigen „QAnon“-Gruppen auf Facebook auch Seiten von US-Milizen und anarchistischen Gruppen, die Gewalt befürworten.

Trump weiß wenig über die Bewegung

Trump hat sich wohlwollend über „QAnon“ geäußert. Er wisse deren Rückhalt zu schätzen, sagte Trump am Mittwoch auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus, und: „Ich habe gehört, dass das Leute sind, die unser Land lieben.“ Es war seine erste öffentliche Äußerung über die Gruppe.

Dennoch behauptete Trump, nicht viel über die Bewegung gehört zu haben – „außer dass ich mitbekomme, dass sie mich sehr mögen“. Sie erfreue sich auch „wachsender Popularität“, sagte Trump. Abgesehen davon, dass der Präsident schon mehrmals aus Twitterkonten retweetet hat, die für „QAnon“ werben, sind T-Shirts und Hüte mit Symbolen und Sprüchen der Bewegung auf seinen Kundgebungen immer wieder zu sehen.

Als er zur „QAnon“-Ideologie befragt wurde, wonach er das Land vor einem satanischen Kult aus Mitgliedern eines Kindesmissbrauchsrings rette, gab sich Trump ebenfalls unwissend. Zugleich fragte er: „Soll das etwas Schlechtes sein? Wenn ich dabei helfen kann, die Welt vor Problemen zu bewahren, bin ich bereit es zu tun.“

Erst im Mai warnte das FBI, das von Verschwörungstheorien getriebene Extremisten inzwischen eine Terrorbedrohung im Inneren darstellten. Ausdrücklich wurde „QAnon“ erwähnt. In diesem Jahr hatte zudem die Bürgerrechtsgruppe Southern Poverty Law Center darauf hingewiesen, dass die Bewegung gerade unter regierungskritischen Extremisten immer beliebter werde.

Vergangene Woche hatte Trump einer „QAnon“-Verfechterin gratuliert, die sich bei den republikanischen Vorwahlen für einen Kongresssitz in Georgia durchgesetzt hatte. Die Kandidatin Marjorie Taylor Greene bezeichnete die Verschwörungstheorie als eine Sache, „der man Gehör schenken“ sollte. Trump nannte sie einen „künftigen republikanischen Star“.

Biden verurteilt Trumps wohlwollende Äußerungen

Die Kampagne des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden verurteilte Trumps Lob für „QAnon“. Nachdem der Präsident Neonazis und weiße Rassisten in Charlottesville „feine Leute“ genannt habe und nach der Tötung von George Floyd friedliche Demonstranten mit Tränengas habe traktieren lassen, strebe er nun danach, eine Verschwörungstheorie zu legitimieren, die das FBI als innere Terrorbedrohung eingestuft habe, sagte Bidens Sprecher Andrew Bates. Das Land brauche umso mehr eine Führung, die Bürger zusammenbringe. „Wir müssen diese Schlacht um die Seele unserer Nation gewinnen.“

Kurz vor Trumps Bemerkungen kündigte Facebook ein stärkeres Vorgehen gegen Verschwörungstheoretiker auf seiner Plattform an. Gruppen und Accounts mit Verbindung zur sogenannten „QAnon“-Bewegung sollten blockiert beziehungsweise Nutzern nicht mehr empfohlen werden, teilte das Online-Netzwerk mit. Ein generelles Verbot zur Verbreitung von deren Inhalten soll es aber nicht geben.

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