Studie Immer mehr Deutsche lehnen EZB-Niedrigzinspolitik ab

Eine Studie zeigt, dass der Unmut in Deutschland beim Thema Niedrigzinsen zunimmt. Kleinanleger sorgen sich insbesondere um ihre Altersvorsorge.

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Die derzeitige Zinspolitik stößt bei den Deutschen auf wenig Verständnis. Quelle: imago images/Hans Lucas

Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) stößt bei den Deutschen einer Studie zufolge immer mehr auf Ablehnung. Rund 61 Prozent der Bundesbürger hielten sie inzwischen für falsch nach 53 Prozent im vergangenen Jahr, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Erhebung des Gothaer Versicherungskonzerns zum Anlageverhalten der Deutschen hervorgeht. Das sei der höchste bisher gemessene Wert seit 2016.

Lediglich 29 Prozent werteten den Ergebnissen zufolge die Leitzinspolitik der EZB für richtig. Besonders stark sei die Ablehnung in der Gruppe der über 60-Jährigen: Dort erachteten 66 Prozent der Befragten die Niedrigzinspolitik für falsch. „In Zeiten von Negativzinsen ist es nicht verwunderlich, dass die Zinspolitik der EZB immer stärker an Rückhalt in der Bevölkerung verliert“, sagte Christof Kessler, Vorstandssprecher der Gothaer Asset Management.

Die Folgen beträfen schließlich vor allem auch die Kleinanleger, die um ihre Altersvorsorge bangten. An der Studie, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa Mitte Januar 2020 auflegte, nahmen rund 1000 Personen teil. Die EZB hält ihre Leitzinsen seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Banken müssen zudem Strafzinsen zahlen, wenn sie über Nacht bei der EZB überschüssige Gelder parken.

Mit einer Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik ist angesichts einer schwächelnden Konjunktur im Euro-Raum vorerst nicht zu rechnen. In Deutschland fiel die Kritik am expansiven EZB-Kurs oftmals besonders scharf aus. Dazu zählt etwa eine Fotomontage des ehemaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi als Graf „Draghila“ in der „Bild"-Zeitung, der die Ersparnisse der Deutschen aufsaugt.

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